Karte 1618

Pietismus

Der von der lateinischen pietas (Frömmigkeit) abgeleitete Begriff steht für eine Ende des 17. Jh. entstandene, bis ins 19. Jh. hinein wirksame gefühls- und freundschaftsbetonte religiöse Bewegung innerhalb des deutschen Protestantismus, deren Ziel eine Erneuerung der lutherischen Kirche war, die sich aus einem in der Praxis des christlichen Lebens und Handelns eines jeden einzelnen bewährenden Glauben und einer Vertiefung der Frömmigkeit entwickeln sollte. Ausgangspunkt und zugleich richtungsweisend für die Bewegung war die Schrift "Pia Desideria" von Philipp Jacob Spener, die 1675 erschien. Die Führung der Bewegung übernahm die 1691 gegründete Universität Halle durch August Hermann Francke, der zur Verwirklichung der pietistisch aufgefassten pädagogischen und missionarischen Ziele die Franckeschen Stiftungen gründete, Erziehungsanstalten, die aus einer Armenschule mit Waisenhaus, einem Pädagogium für Adlige mit Internat, einer Bürgerschule und einer Lateinschule für Bürgerkinder mit Internat sowie einer Höheren Mädchenschule bestanden. Den Pietismus Speners und Franckes begleitet ein Philosemitismus, der sich von dem besonderen Verhältnis des Juden zu Gott faszinieren läßt und einerseits den Ausbau der Judaistik intensiv fördert, andererseits um Missionserfolge bemüht ist und auch erreicht.