Napoleon III Bonaparte
20.4.1808 in Paris
9.1.1873 in Chislehurst bei London
2.12.1852 bis 4.9.1870 Kaiser der Franzosen
Napoleon III. Bonaparte, bis zu seiner Thronbesteigung 1852 Louis-Napoleon genannt, wurde 1808 in Paris geboren. Sein Vater war Louis Bonaparte, ein Bruder Napoleons I. Bonaparte und von 1806-10 König von Holland. Mit seiner Familie aus Frankreich verbannt, verlebte er eine unruhige Jugend in der Schweiz, Deutschland und Italien, wo er an Aufständen gegen die päpstliche und die österreichische Herrschaft teilnahm. Als 1832 der Herzog von Reichstadt starb, der der einzige Sohn Napoleons gewesen war, betrachtete sich Louis-Napoleon als Anwärter auf den Kaisertitel seines Onkels. In verschiedenen Pamphleten beschwor er die vergangene Größe Frankreichs und den Mythos Napoleon. Er versprach den Bürgern Wohlstand und den Arbeitern Unterstützung. Zweimal versuchte er, Garnisonen zum Staatsstreich gegen die französische Regierung zu bewegen, konnte die Soldaten aber nicht zum Übertritt bewegen. Statt dessen verbüßte er eine sechsjährige Festungshaft. 1848 brach die Revolution aus und öffnete ihm einen legalen Zugang zur Macht. Erst wurde er in die Nationalversammlung, dann zum Präsidenten gewählt. Dabei brachte ihm sein ebenso soziales wie ökonomisches Programm als einzigem Kandidaten Stimmen aus allen Schichten. Nachdem er die seinem Amt zustehenden Machtmittel voll ausgeschöpft hatte, erhielt er seine Macht durch einen Staatsstreich, erließ dann eine Verfassung, die er ebenso wie seine Kaiserwürde durch einen Volksentscheid legitimieren ließ. Die ersten Jahre seiner Kaiserherrschaft waren durchaus erfolgreich. Das Wirtschaftsbürgertum stellte er durch große staatliche Investitionen, die Arbeiterschaft durch (z. T. utopische) soziale Reformen zufrieden. Außenpolitisch war seine Vermittlung nach dem Krimkrieg ein großer Erfolg. 1859 besiegte er an der Seite Sardinien-Piemonts die Österreicher, gewann Nizza und Savoyen für Frankreich und ebnete unfreiwillig den Weg für die Einigung Italiens, das er lieber als lockeren Bund zweier Königreiche statt als Einheitsstaat an seiner Südflanke gesehen hätte.
In den sechziger Jahren begann sein Stern zu sinken. Erst scheiterte das Abenteuer des mexikanischen Kaisertums Maximilians von Österreich. Auch im Innern nahm die Unterstützung durch die öffentliche Meinung, der Napoleon III. größte Beachtung schenkte, immer mehr ab. So suchte er in der Auseinandersetzung mit dem aufstrebenden Preußen, dem er ursprünglich wohl gesonnen war, einen dringend notwendigen Prestigegewinn zu erzielen, doch ließ ihn Bismarck bei seiner Forderung nach Entschädigung für seine Neutralität abblitzen. So trat Frankreich in der Frage der spanischen Thronfolge um so schärfer auf. Er nahm die Emser Depesche zum Anlass, dem Norddeutschen Bund den Krieg zu erklären. Die Niederlage von 1870 besiegelte Napoleons III. Herrschaft. Nach seiner Gefangennahme bei Sedan wurde er zwar bald wieder freigelassen, aber nur, weil er durch die Ausrufung der Republik jede Macht verloren hatte. Er ging ins Exil nach England, wo er 1873 starb.