Karte 1922

Mieczyslaw Graf Halka-Ledochowski

geboren29.10.1822 in Gorek bei Klimatow (Sandomierz)

gestorben22.7.1902 in Rom

Priester

1866 bis 1882 Erzbischof von Gnesen-Posen

Mieczyslaw Halka-Ledochowski wurde am 29. Oktober 1822 im Kreis Sandomierz geboren. Nach der Gymnasialzeit in Radom und Warschau begann er hier das Studium der Theologie und erhielt schließlich die niederen Weihen. Dank dem Einfluss seiner Mutter begab er sich nach Rom, wo er sein Studium fortsetzte und eine umfassende Bildung erhielt. Eingetreten in päpstliche Dienste machte er rasch Karriere und wurde 1850 mit der ersten Auslandsmission in Spanien betraut. Im folgenden Jahr begann er seine Diplomatentätigkeit, die er ab 1862 in Brüssel als Nuntius fortsetzte.

Nach der Abberufung bzw. dem Tod des Erzbischofs von Gnesen-Posen, Leon Przyluski wurde Ledochowski vom Papst als Nachfolger präsentiert und von der preußischen Regierung akzeptiert. Dabei waren vor allem seine konservative und legitimistische Haltung sowie seine Gleichgültigkeit gegenüber der polnischen Bewegung ausschlaggebend. Die polnische Bevölkerung stand ihm dagegen misstrauisch gegenüber.

Zu Beginn seiner Amtszeit konnte er sich des Vertrauens und der Unterstützung der preußischen Regierung erfreuen. So erfüllte er deren Wünsche, indem er das Recht das Klerus auf politische Agitation beschneidet und das Singen nationalistischer Lieder im Gottesdienst.

Diese antiliberal-demokratische Haltung verursachte die entschiedene Ablehnung der polnischen Bevölkerung, die wiederholt Kritik an ihm übte. Auf diese Weise erzeugte er keine positive Beziehung zur Macht, sondern spaltete vielmehr das klerikale Lager. Daher umgab er sich mit neuen Leuten, mit deren Hilfe er das konservative, antiliberale Wahlprogramm der Regierung unterstützte. Seine Mission ins preußische Hauptquartier in Versailles stellte den Höhepunkt seiner Macht dar. In den von ihm geführten Gesprächen mit dem König und Bismarck bemühte er sich um Vermittlung zwischen dem Papst und der italienischen Regierung bzw. um Zusicherung eines Asyls für Papst Pius IX. in Deutschland.

Das Engagement Ledochowski während des Kulturkampfes bedeutete jedoch das Ende dieser Machtposition. Nachdem er sich 1873 gegen die neue preußische Verordnung wand, den Religionsunterricht an höheren Gymnasialklassen in deutscher Sprache durchzuführen, erregte er erstmals den Vorwurf der Unterstützung polnischer Interessen. Weitere Auseinandersetzungen, unter anderem um die Kontrolle der Priesterausbildung, führten schließlich zur Verhaftung des Erzbischofs. Da er freiwillig nicht zum Rücktritt bereit war, enthob ihn das Tribunal für kirchliche Angelegenheiten seines Amtes. Daraufhin ernannte ihn 1875 der Papst zum Kardinal.

Nach zweijähriger Gefängniszeit wurde Ledochowski nach Berlin und von dort nach Prag überführt. Auf seiner weiteren Fahrt nach Krakau wurde er wie ein Held und Märtyrer empfangen, von wo aus er nach Rom weiterreiste. Inzwischen wurde er von der preußischen Regierung wegen nicht ordnungsgemäßer Amtsführung angeklagt und in Abwesenheit verurteilt. Aus Furcht vor der Auslieferung durch die italienische Regierung verbarg er sich im Vatikan. In der weiteren Auseinandersetzung zwischen dem Papst und Bismarck im Rahmen des „Kulturkampfes“ wurde er schließlich von seinem Amt als Erzbischof abberufen.

Ledochowski erfüllte daraufhin eine Vielzahl von Ämtern in päpstlichen Diensten und wurde 1882 in die Kardinalskommission berufen, wo er sich für die Verständigung mit Russland und in der Balkanfrage einsetzte. In dieser Position unterstützte er die Politik Österreich-Ungarns auf dem Balkan und bemühte sich um Ausgleich mit der Politik Frankreichs.

Zugleich nahm er Kontakt mit den Konservativen in Polen auf und gewann durch die Unterstützung der Richtung Caprivis die Sympathie der preußischen Regierung zurück. Ledochowski starb am 22. Juli 1902 in Rom. Erst 25 Jahre später wurde sein Leichnam in der Kathedrale zu Gnesen beigesetzt.

Mieczyslaw Ledóchowski