Kasimir Kolbe Graf von Wartenberg
6.2.1643 in Metz
4.7.1712 in Frankfurt a.d. Oder
Preußischer Erster Minister
Johann Casimir von Kolbe wurde 1643 im pfälzischen Metz geboren. Zunächst war er Oberstallmeister und Geheimer Rat bei Marie von Oranien, der Schwägerin des Großen Kurfürsten. Seinen Wunsch, nach Berlin zu gehen, verschob er, weil er mit Prinzessin Marie ein Verhältnis hatte. Erst nach ihrem Tod, 1688, kam Kolbe nach Berlin. Seine Karriere am preußischen Königshof war steil. 1690 Hauptmann von Oranienburg, 1691 Schlosshauptmann von Berlin, 1696 Oberstallmeister und Oberkammerherr und ein Jahr später, nachdem er den Altkanzler Danckelman gestürzt und skrupellos die Opposition bei Hofe ausgeschaltet hatte, wurde Kolbe Premierminister. Weitere Ämter und damit Einnahmen kamen hinzu: Generaldirektor der Domänen, Oberamtmann der Schatullgüter, Marschall des Königreichs Preußen, Protektor der Königlichen Akademien, Kanzler des Ordens vom Schwarzen Adler, Inhaber des Generalerbpostmeisters. Seine Einnahmen kletterten auf 150.000 Taler pro Jahr, mehr als die persönliche Schatulle von König und Königin zusammen. Kolbes Geheimnis: Einschmeicheln beim König, Intrigantentum gegen jede Konkurrenz, skrupellose Ausplünderung der Untertanen, um den monströsen Luxus des Königs zu befriedigen, Korruption, Kuppelei. Er führte dem König seine Gattin Katharina als Mätresse zu, so dass dieser nun komplett unter dem Einfluss des intriganten Paares stand. Das Ränkeschmieden machte auch vor dem König nicht halt. Kolbe ließ sich vom König ein Revers unterschreiben, in dem der Minister von der Verantwortung für jegliche eventuelle Fehler in seiner Tätigkeit freigesprochen wurde. Dieser Freibrief rettete ihn zwar nicht vor seinem Sturz, wohl aber sein Vermögen. Wartenberg hat 13 Jahre lang mit Hilfe der ihm völlig ergebenen Minister Wartensleben und Wittgenstein regiert, die Untertanen mit immer neue Steuern gepeinigt, um die überdimensionalen Ausgaben des Hofes zu finanzieren, hatte in die eigene Tasche gewirtschaftet und den Staat in den Ruin getrieben. Nachdem er und seine Vertrauten, genannt „die drei schlimmen Weh“, 1710 gestürzt wurden, wurde er mit Gattin Katharina nach Frankfurt/Main verbannt. Trotz erdrückender Beweise für seine ruinöse Politik und seine Bereicherung, blieb ihm König Friedrich I. gewogen. Er kaufte Kolbe, die Besitztümer ab, die er ihm zuvor geschenkt hatte, setzte ihm eine üppige Pension aus, die dann auf die Gemahlin übergehen sollte und ließ das Paar mit seiner mobilen Habe von einigen Millionen Talern, allein Katharinas Diamanten waren 500.000 Taler wert, von dannen ziehen. Kolbe starb 1712 in Franfurt und wurde auf seinen Wunsch in Berlin beerdigt. Sein Besitz ermöglichte es der Witwe ein luxeriöses und wie berichtet wird, liederliches Leben in Westeuropa zu führen. Kolbes Sohn, Graf Kasimir, geb. 1699, trat ebenfalls in die Dienste des Königs und wurde unter dem Soldatenkönig General.