12. Februar 1867 Wahlen zum Norddeutschen Reichstag, Gründung des Norddeutschen Bundes vollendet
Am 12. Februar 1867 entscheiden die wahlberechtigten Bürger Preußens über die Zusammensetzung des neuen Norddeutschen Reichstages. Die 297 Abgeordneten werden in allgemeinen, geheimen und direkten Wahlen vom Volk gewählt - ein großer Fortschritt im Vergleich zum Dreiklassenwahlrecht, dass immer noch für den Staat Preußen gilt. Der Norddeutsche Reichstag soll gemeinsam mit dem neuen Bundesrat über die Gesetzgebung im Bund entscheiden.
Schon im August 1866, kurz nach dem preußischen Sieg in der Schlacht von Königgrätz und der Auflösung des von Österreich dominierten Deutschen Bundes, vereinigten sich Preußen und 17 norddeutsche Kleinstaaten vertraglich zum „ Norddeutschen Bund“ Zwei Monate später folgten u.a. die hessischen Gebiete nördlich des Mains und das Königreich Sachsen, bis schließlich 22 Staaten mit etwa 30 Millionen Einwohnern dem Bund angehören. Dem preußischen Ministerpräsidenten Otto von Bismarck gelang es zudem, auch die Süddeutschen Staaten durch militärische Schutzbündnisse in seine Interessenssphäre einzubeziehen.
Für den Norddeutschen Bund arbeitet Bismarck die Grundzüge einer Verfassung aus. Trotz der preußischen Vorherrschaft im Bund soll die Verfassung eine föderativen Charakter haben, mit einem Bundesrat und einem Reichstag als den Einzelstaaten übergeordneten Organen. Preußen hält 17 der 43 Stimmen im Bundesrat, Verfassungsänderungen sind ohne Berlin nicht möglich. Der Bundespräsident ist der preußische König, ihm untersteht die Bundesarmee.
Einfluß auf diesen föderativen Staatenvertrag hatte auch Frankreich, das nach dem deutschen Krieg keine nationalstaatliche Lösung der deutschen Frage zuließ.
Am 24. Februar 1867 konstituiert sich der Norddeutsche Reichstag und berät über die von Bismarck eingebrachte Verfassung des neuen Bundesstaates
Mit der Gründung des Norddeutschen Bundes unter Preußens Vorherrschaft erreicht Bismarck die Einheit Deutschlands nördlich der Mainlinie. Auf dem Weg zur Einigung Gesamtdeutschlands ist dies jedoch nur ein erster Schritt. Einer unverzüglichen Vereinigung Norddeutschlands mit Süddeutschland stehen noch Hindernisse im Wege. Einerseits gibt es in den süddeutschen Ländern noch starke antipreußische Bestrebungen, andererseits würde Frankreich einen mächtigen deutschen Nationalstaat unter Führung Preußens nicht kampflos hinnehmen. Den preußischen Sieg über Österreich 1866 empfindet die öffentliche Meinung Frankreichs wie eine eigene Niederlage. Frankreich besteht auf dem Erhalt der Selbständigkeit der süddeutschen Länder und sieht sich durch die Möglichkeit eines von den Alpen bis zur der Nord- und Ostsee geeinten Deutschlands bedroht. In Bündnisverhandlungen mit Österreich und Italien versucht Frankreich dieser vermeintlichen Bedrohung entgegenzuwirken.