Karte 1922
Rudolf Virchow Rudolf Virchow

Rudolf Virchow

geboren13.10.1821 in Schivelbein/Pommern

gestorben5.9.1902 in Berlin

Pathologe

Fortschrittspartei

Rudolf Virchow wurde 1821 als Sohn eines Bauern im pommerschen Schivelbein geboren. Er studierte in Berlin an der Pépinière, dem Militärkrankenhaus, an dem auch mittellose Studenten Medizin studieren konnten. 1843 wurde er promoviert und Arzt an der Charité, wo er sich auf Pathologie spezialisierte.

Im Februar 1848 reiste er nach Schlesien, wo eine Choleraepidemie ausgebrochen war. Hier äußerte er die Auffassung, das Epidemien genauso soziale wie medizinische Ursachen hätten und forderte anschließend als aktiver Revolutionär eine Reform des Gesundheitswesens. Wegen seiner politischen Betätigung wurde er entlassen und nahm einen Ruf nach Würzburg an, wo er sieben Jahre lehrte. Dann kehrte er zurück nach Berlin und wurde Direktor des neu gegründeten Pathologischen Instituts, wo er eine gigantische anatomische Sammlung anlegte. 1859 erschien sein medizinisches Hauptwerk, „Die Cellularpathologie“, in der ein wegweisendes Konzept der Krankheitsentstehung vertrat.

Im gleichen Jahr begann auch Virchows politische Karriere. Er wurde Mitglied im Berliner Abgeordnetenhaus und zwei Jahre später in der zweiten preußischen Kammer. 1861 war er Mitbegründer der liberalen Fortschrittspartei, der er auch nach 1866 treu und damit ein Gegenspieler Bismarcks blieb, der ihn einmal sogar zum Duell forderte. Im Kulturkampf (der Begriff stammt von Virchow) hingegen teilte er dessen Auffassung. Seine Hauptbetätigungsfelder waren die Budgetkontrolle und natürlich das Gesundheitswesen. 1873 lieferte er einen großen Bericht über das Abwasserwesen in Berlin, eine wichtige Vorarbeit für den Bau der Berliner Kanalisation 1874-94. Die Gründung mehrerer städtischer Krankenhäuser sowie die Fleischbeschau gingen auf seine Anregung zurück.

Virchows Interesse gehörte auch der Anthropologie. Er vermisst Tausende Schädel und lässt fast sieben Millionen Schulkinder untersuchen. Das von ihm verkündete Ergebnis war, dass es reine ‚Rassen‘ nicht gebe. Er widmete sich außerdem archäologischen Grabungen und war ein Freund Schliemanns.

Virchow, der zu seiner Zeit zu den bekanntesten Wissenschaftlern Deutschlands und Berliner Persönlichkeiten gehörte, starb 1902.

Rudolf Virchow