Karte 1922
Friedrich Harkort Friedrich Harkort

Friedrich Harkort
"Vater des Ruhrgebiets"

geboren22.2.1793 in Harkorten bei Hagen/Westfalen

gestorben8.3.1880 in Dortmund

Industriepionier

Friedrich Harkort wird am 22. Februar 1793 auf dem väterlichen Gut in Harkorten zwischen Hagen und Gevelsberg geboren. Sein Vater Johann Kaspar Harkort, Kaufmann und Gutsbesitzer, gehört zum gehobenen Bürgertum Westfalens. Die Erziehung Friedrichs und seiner fünf Brüder ruht vor allem in der Hand der Mutter Henriette, geb. Elbers, aus Hagen. Zunächst besucht Friedrich die Volksschule in Quambusch, dann ab 1799 die Gewerbeschule in Hagen.
Im Jahr 1808 schließt Friedrich die Hagener Schule ab und geht zur Firma Mohl in Barmen-Wichlinghausen in die kaufmännische Lehre. Die Firma Mohl fabriziert Teppiche und handelt mit Textilerzeugnissen. Die Kontorarbeit in Barmen ist nicht nach Harkorts Geschmack. Er wechselt nach Wuppertal, beendet dort seine kaufmännische Lehre und verlobt sich mit der Tochter seines Principals, Auguste Mohl, die er später auch heiratet.
1813 nimmt er an den Befreiungskriegen teil, wird rasch Premierleutnant, zieht 1815 erneut ins Feld, wird verwundet und mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet. 1819 tritt er abermals in den Militärdienst ein, wird Hauptmann und Kompaniechef und 1833 in Ehren entlassen.
1818 stirbt der Vater. Aufgrund bestimmter Erbschaftsregelungen bleibt Friedrich kaum Vermögen. Er errichtet auf dem Hof des Vaters ein Gerberei und übernimmt einen Kupferhammer in der Nähe. Im gleichen Jahr gründet er mit dem Kaufmann Heinrich Kamp aus Elberfeld, der für die Finanzierung sorgt, auf dem Gelände der Burg Wetter an der Ruhr die „Mechanische Werkstätte Harkort&Co.“ Die dort hergestellten Maschinen, u.a. Dampfmaschinen und mechanische Webstühle, können durchaus mit der Qualität der englischen Produkte konkurrieren. 1826 wird die Produktion mit einem Puddel- und Walzwerk erweitert. Harkort erlaubt jedermann, die Anlagen zu besichtigen und jedes Detail zu studieren. Er vertritt die Auffassung: „Mich hat die Natur zum Anregen geschaffen, nicht zum Ausbeuten; - das muss ich andern überlassen.!“ Mit dem Harkortschen Know How entstehen im Ruhrgebiet zahlreiche Metall-Fabriken, Konkurrenz für Burg Wetter. Da sich der „Vater des Ruhrgebiets“, wie er später genannt wird, mehr um den technischen Fortschritt als ums Geschäft kümmert, scheidet er 1834 aus dem Unternehmen, dass inzwischen in die roten Zahlen geraten ist, aus.
1835 stirbt Harkorts Frau, die ihm sechs Kinder geboren hat.
Harkort wendet sich dem Eisenbahn- und Dampfschiffbau zu. Er propagiert die wirtschaftlichen Vorteile der Eisenbahn als Transportmittel, entwickelt das Projekt einer Pferdebahn, regt den Einsatz von Kohlenbahnen im Bergbau an und verfasst 1833 die Schrift „Die Eisenbahn von Minden nach Köln“. Nach dem darin enthaltenen Plan entsteht 1844 die Bergisch-Märkische Eisenbahn. Harkort ist es auch, der die ersten Dampfschiffe auf Weser und Rhein einsetzt. „ Friedrich Wilhelm III.“ nennt er das Rheinschiff. Eine Expansion seines Unternehmens führt ihn, wie schon zuvor, in den Bankrott. 1847 wird sein Besitz in Hombruch gepfändet.
Harkort ist neben seinen Pionierleistungen auf dem Gebiet von Industrie und Verkehr auch politisch aktiv. Zunächst tritt er in regionalen Zeitungen mit aufklärerischen und kritischen Artikeln hervor - zuweilen unter dem Pseudonym „Famulus“ - setzt er sich u.a. für Toleranz in religiösen Fragen ein. 1848 verfasst er seine berühmten „Arbeiterbriefe“. Er ist Kreistagsabgeordneter, Mitglied des Westfälischen Provinziallandtags, des Norddeutschen Reichstags, Abgeordneter der konstituierenden preußischen Nationalversammlung und von 1871 bis 1874 Mitglied des Deutschen Reichstages. Er gilt als fortschrittlich-liberaler Politiker und engagiert sich für Verkehrs- und Wirtschaftspolitik, für Bildungs- und soziale Fragen. Einige seiner sozialpolitischen Forderungen werden noch zu seinen Lebzeiten umgesetzt. So richtete er 1856 Unterstützungskassen für Arbeiter und Handwerker ein. 1861 erhält Harkort den Roten Adlerorden 3.Klasse. Friedrich Harkort stirbt hochgeachtet am 8.3.1880 in Dortmund-Hombruch.

Friedrich Harkort