Alldeutscher Verband - ADV
Überparteiliche politische Vereinigung, 1891 gegründet, hieß allerdings bis 1894 "Allgemeiner Deutscher Verband". Unmittelbarer Anlaß zur Gründung war der Erwerb Helgolands im Tausch gegen die ostafrikanische Insel Sansibar, bei dem die Gründer des Verbandes das Deutsche Reich benachteiligt glaubten. Das Programm des Verbandes war es dementsprechend, dem Deutschen Reich durch Unterstützung der Flotten- und Kolonialpolitik Weltgeltung zu verschaffen; daraus resultierte eine stark antibritische Propaganda, die sich besonders im Burenkrieg hervortat. Unter der Führung von Heinrich Claß (1868-1953) seit 1908 wurde der Verband vor allem im Ersten Weltkrieg zum Verfechter von übertriebenen Annexionsforderungen. Der Verband zeigte stark völkische und antisemitische Tendenzen. Obwohl er nach 1918 bereits an Bedeutung verlor und sich 1939 auflöste, sind wesentliche Programmpunkte des Dritten Reiches in den Flugschriften, Broschüren und Büchern des Alldeutschen Verbandes vorgedacht und vorformuliert worden, so etwa die Eroberung des Ostens, die Begründung eines Riesenlandes durch Aufteilung und Zerschlagung des russischen Reiches, die Umsiedlung, die Germanisierung und Eindeutschung, die Umzüchtung der Ostvölker, der Beutezug nach dem ukrainischen Getreide mit dem Öl des Kaukasus, die Wiedereinführung der Sklavenarbeit, gigantische koloniale Erwerbungen, die Verherrlichung der Gewalt und des Krieges und die schon im Kaiserreich vorhandene Grundstimmung der grenzenlosen Bedrohung, mit dem Wahn, die ganze Welt zum Feind zu haben und der festen Absicht, immer mit dem Äußersten zu rechnen und selbst bis zum Äußersten zu gehen.