Robert Koch
11.12.1843 in Clausthal (Harz)
27.5.1910 in Baden-Baden
Mediziner
Robert Koch wird in Clausthal (Harz) als drittes Kind des Bergamtsleiters Hermann Koch und dessen Frau Mathilde (geb. Biwend) geboren. Er wächst gemeinsam mit zehn Geschwistern auf. Obwohl die Mittel bei der reichen Kinderschar sehr begrenzt sind, ermöglichen ihm die Eltern den Besuch des Gymnasiums und anschliessend ein Medizinstudium, das er 1866 in Göttingen nach nur 8 Semestern mit Staatsexamen und Promotion abschliesst. Im Juli 1867 heiratet er Emmy Adolfine Fraatz, Tochter eines Pfarrers, in Clausthal, mit der er eine Tochter haben wird. Die Ehe wird 26 Jahre später geschieden, und der dann 50jährige Koch wird 1893 die 17jährige Hedwig Freiberg ehelichen. Zunächst jedoch geht er für ein halbes Jahr nach Berlin und danach an das Allgemeine Krankenhaus in Hamburg, um seine Kenntnisse zu vervollständigen. Danach arbeitet er kurzzeitig als Assistent an der Anstalt für Geisteskranke in Langenhagen bei Hannover. Seine erste Praxis eröffnet er 1868 in Niemegk bei Potsdam, doch schon 1869 wechselt er nach Rakwitz (Rakoniewice) in der Provinz Posen, einem kleinen Dorf, in dem sowohl Deutsche als auch Polen lebten. Im Deutsch-Französischen Krieg meldet Koch sich als Freiwilliger und arbeitet 1870/71 im Feldlazarett. Danach geht er wieder nach Posen zurück und führt, nach Ablegung des Physikatsexamen 1872, als Kreisarzt bis 1880 eine Praxis in Wollstein (Wolsztyn). Da in seinem durch die Landwirtschaft geprägten Kreis das Vieh der Bauern regelmäßig von der Milzbrand-Seuche befallen wurde, und auch den infizierten Personen, die sich hilfesuchend an ihn als den Kreisphysikus wandten, nicht geholfen werden konnte, richtete er in seiner Praxis ein nur durch einen Vorhang getrenntes Labor ein, wo er mit der mikroskopischen Untersuchung des Blutes und anderer Körperflüssigkeiten von an Milzbrand verstorbenen Haustieren und Menschen begann. Zwar waren die winzigen stäbchenförmigen Gebilde bereits entdeckt, doch mussten sie erst noch als Erreger identifiziert und der Infektionsweg nachgewiesen werden. Nachdem Koch beides gelungen war, publizierte er die Ergebnisse am 27. Mai 1876 unter dem Titel "Die Ätiologie der Milzbrand-Krankheit, begründet auf die Entwicklungsgeschichte des Bacillus anthracis". Abgesehen davon, dass es nun möglich war, einen Impfstoff gegen die Seuche zu entwickeln (was Louis Pasteur 1881 gelang), hatte die Entdeckung für die noch junge Bakteriologie Modellcharakter, der in seiner Bedeutung weit über die eine Krankheit hinausging. Vor allem auch die von Koch entwickelten Untersuchungsmethoden wurden zum Standard in der Forschung. Koch, der sich anschliessend den Ursachen der Wundinfektion zuwandte, wurde 1880 als Regierungsrat und ordentliches Mitglied des Kaiserlichen Gesundheitsamts nach Berlin berufen. Dabei wurde ihm von vorneherein zugesichert, dass er dort nicht als Beamter verkümmern, sondern seine Forschungen mit besserer Ausstattung als in seinem kleinen Privatlabor fortsetzen könne. Auf diesem Posten gelingt ihm 1882 der Nachweis des Tuberkulose-Bakteriums, der zugleich als der endgültige Beweis der Existenz bakterieller Krankheitserreger gilt und für den er 1905 mit grosser Verspätung den Nobelpreis erhalten wird. Allerdings bleibt es ihm versagt, eine wirksame Therapie gegen die Tbc, an der damals 50 Prozent in der Altersgruppe der 15-40jährigen starben, zu entwickeln. Auch die 1907 gegründete Robert-Koch-Stiftung, die sich verstärkt dem Kampf gegen die Volksseuche widmen will, ändert daran nichts. Die erste Impfung gelingt erst 1924 den Franzosen Albert Calmette (1863–1933) und Camille Guérin (1872–1961), und das von dem Amerikaner Selman Abraham Waksman (1888–1973) entwickelte Streptomycin konnte seine Wirksamkeit erstmals 1943 unter Beweis stellen. 1882, nach seiner Entdeckung, wird Koch zum Kaiserlichen Geheimen Regierungsrat befördert und die in Berlin eröffnete "Deutsche Ausstellung für Hygiene und Volksgesundheit" präsentiert sein vorbildliches bakteriologisches Laboratorium. 1883 leitet Koch im britischen Regierungsauftrag eine Forschungsexpedition nach Indien, wo eine Choleraepidemie wütet. Nach seiner Rückkehr gelingt ihm 1884 der Nachweis des Erregers der Cholera, die seit 1817 auch in Europa seuchenartig auftritt. Da der Erreger mit dem Trinkwasser übertragen wird, sucht Koch nach technischen Möglichkeiten einer wirksamen Wasserfiltration. Im selben Jahr entwickelt er mit den "Kochschen Postulaten" eine Definition bakteriologischer Erregernachweise, die im wesentlichen bis heute Gültigkeit hat. 1885 wird er als Professor an die Berliner Universität berufen und dort Leiter des Fachbereichs Infektionskrankheiten. Zu seinen Mitarbeitern zählen u.a. die späteren Nobelpreisträger Emil Behring und Paul Ehrlich. 1890 stellt Koch auf dem 10. Internationalen Medizinischen Kongreß in Berlin das Tuberkulin vor, von dem er sich Heilungserfolge bei Tuberkulose verspricht. Er gibt sogar noch im selben Jahr seine Professur zurück, um sich mehr der Tuberkulinforschung widmen zu können, doch werden nur die Diagnosemöglichkeiten verbessert. 1891 übernimmt er die Leitung des neueröffneten Instituts für Infektionskrankheiten (heute: Robert-Koch-Institut), das er bis zu seiner Pensionierung im Jahre 1904 leiten wird. Zwischen 1897 und 1906 reiste er wiederholt in die Tropen, um die Entstehung und Ausbreitung der Pest, der Malaria, der Schlafkrankheit und der Rinderpest zu untersuchen. 1910 starb Koch, der schon seit längerem an Angina pectoris litt, während eines Kuraufenthaltes in Baden-Baden.