Henryk Sienkiewicz
5.5.1846 in Wola Okrzejska (Maciejowice (Siedlce))
15.11.1916 in Vevey (Schweiz)
Der dem polnischen Landadel entstammende Sienkiewicz unternimmt als Journalist zahlreiche Reisen durch Europa, nach Nordamerika und Ostafrika, worüber er unter anderem in seinen „Briefen aus Amerika“ und „Briefen aus Afrika“ berichtet. Während des Ersten Weltkrieges setzt er sich in der Schweiz für polnische Kriegsgefangene ein. Daneben beginnt er mit Erzählungen, in denen er die schwierige Lage der polnischen Auswanderer in den USA schildert und die auswegslose Lage der von einheimischen Grundbesitzern und zaristischen Beamten bedrängten polnischen Bauern beschreibt. Im Glauben an die Größe des eigenen Volkes wendet er sich daraufhin dem historischen Roman zu, der durch die Darstellung der ruhmreichen polnischen Geschichte des 17. Jahrhunderts im Krieg gegen die Schweden, Türken und Tartaren zur Aufrichtung seiner Landsleute beitragen soll. Besonders hervorzuheben sind dabei die im archaischen Stil gehaltene Trilogie „Ogniem i mieczem“ („Mit Feuer und Schwert“), „Potop“ („Sturmflut“) sowie der zur Weltgeltung gelangte und später verfilmte Roman „Quo vadis?“, in dem er die Zeit der Christenverfolgung unter Nero behandelt und 1905 den Nobelpreis für Literatur erhält.
In der Figur des „Sieger Bartek“ schildert er in dem gleichnamigen Kurzroman von 1882 in einer Mischung aus Sozialdrama und Sozialsatire die Erfahrungen eines polnischen Bauern aus der Gegend von Poznan, der für Preußen 1870/71 in den Krieg gegen Frankreich zieht. Ohne genau zu verstehen warum wird Bartek zum vielfach ausgezeichneten Kriegsheld aber – zurück in seiner (preußisch-)polnischen Heimat – wieder zum „polnischen Schwein“, der am Ende Haus und Hof an deutsche Siedler verliert. Dabei nimmt Sienkiewicz sowohl die Arroganz der preußischen Herren wie die Lethargie der polnischen Elite im preußischen Polen aufs Korn.
Seine weiteren Romane setzen sich kritisch mit der sorglosen Haltung des polnischen Adels auseinander, so in dem zeitgenössischen Roman „Bez dogmatu“ („Ohne Dogma“). Zwei Jahre vor Wiedererrichtung des polnischen Staates stirbt Sienkiewicz in der Schweiz.