Karte 1866
Heinrich von Stephan

29. Januar 1867    Das postalische Königgrätz

Am 20. September 1866 schreibt der Geheime Postrat Heinrich von Stephan an den Berliner Hof:
„Ja, diese Tage werden der Geschichte angehören! Es ist das postalische Königgrätz, was hier geschlagen wird, und ich bin der Feldherr und der kämpfende Soldat zugleich! Nie hat die Preußische Post, so lange sie besteht, eine größere und für sie wichtige Zeit gesehen!“


Im Zuge der Kriegshandlungen während des „Deutschen Krieges“ von 1866 waren preußische Truppen in Frankfurt am Main einmarschiert. Diese Annexion bedeutet das Ende der Thurn und Taxis-Post, denn der Sitz ihrer Zentralverwaltung ist die Stadt Frankfurt. Dies bedeutet auch das Ende eines jahrhundertealten Privilegs, denn schon im Jahre 1650 verlieh der deutsche Kaiser der Familie Taxis das alleinige Privileg, Post zu transportieren. Durch die Wirren des dreißigjährigen Krieges entstanden zwar auch in entlegenen deutschen Reichsgebieten Landesposten (z. B. die Preußische Post), aber südlich des Mains herrschte ungebrochen die alte Thurn-und-Taxis-Post. Die sich abzeichnende deutsche Einheit verlangt jedoch nach einheitlichen Verkehrs- und damit auch Postverhältnissen. (Schon der Soldatenkönig erkannte den Wert einer zügigen Post:

„Die Post ist gleichsam wie Öl für die ganze Staatsmaschine“

und sein Sohn, Friedrich II., erwirtschaftete mit der Preußischen Post 20 Millionen Taler Überschuß!)

Nach der Schlacht von Königgrätz verfügte der preußische Handelsminister Graf Itzenplitz am 18. Juli 1866 die Entsendung des erst 36-jährigen Geheimen Postrates Heinrich von Stephan nach Frankfurt. Dessen erklärtes Ziel ist es, “in einem großen Wurf dem fürstlichen Leheninstitute für alle Zeiten in Deutschland ein Ende zu machen“ und damit den seit zweihundert Jahren andauernden Kampf zwischen kaiserlicher und preußischer Post abzuschließen. Bismarck sichert im Frieden von Nikolsburg den militärischen Erfolg Preußens ab. Die Annexion von Schleswig-Holstein, Hannover, Kurhessen, Hessen-Homburg, Nassau und Frankfurt, vor allem aber die Sprengung des deutschen Bundes und das erzwungene Ausscheiden Österreichs gestalten die Machtverhältnisse in Mitteleuropa um und besiegeln das Schicksal der Thurn-und-Taxis-Post. Man einigt sich auf den von Stephan ausgearbeiteten Postablösungsvertrag vom 29. Januar 1867, den Bismarck und der Fürst von Thurn und Taxis im Februar ratifizieren. Gegen eine Entschädigung von 3 Millionen Talern geht die Thurn-und-Taxis-Post mit sämtlichen Immobilien, deren Inventar und Personal zum 1. Juli 1867 an den preußischen Staat über. Die Grundlagen für die Norddeutsche Bundespost bzw. die spätere Reichspost sind gelegt.

Preußisches Posthausschild

Übersichtskarte der Telegraphenlinien

Die Postkonferenz in Karlsruhe im Jahr 1865

Kaiserliches Postamt für Friedrich-Wilhelms-Hafen in Deutsch-Neuguinea