Karte 1618

Kleve 1646

Stadt und Herzogtum

Die Stadt Kleve liegt am Fuße des Höhenzugs, der sich links des Rheins von Xanten bis Nimwegen hinzieht, gekrönt durch die Schwanenburg, dem Wahrzeichen der Stadt.
Dieses Kliff, der Steilhang des Burgberges, hat zunächst der Burg und dann der Stadt den Namen gegeben. Die heutige Stadt ist aus drei Siedlungskernen zusammengewachsen: Der Burg, dem Dorf, das sich unter ihrem Schutz entwickelte, und der Stadt, die auf dem der Burg gegenüberliegenden Heideberg von Graf Dietrich VI. gegründet wurde.
Am 25. April 1242 erhält Kleve die Stadtrechte. Sie gibt auch dem gleichnamigen Herzogtum den Namen, auf das Brandenburgs Kurfürst Joachim Friedrich durch Heirat mit der Nichte des regierenden Herzogs Johann Wilhelm, Eleonore von Preußen, Erbrecht hat. 1609 tritt nach dem Tod Johann Wilhelms, der keine Nachkommen hinterlässt, der brandenburgische Erbfall ein, da Eleonore bereits vor ihrem Onkel im Jahr 1607 gestorben war. Nach einer Erbauseinandersetzung mit Wolfgang Wilhelm von Pfalz-Neuenburg, der ebenfalls Erbrechte anmeldet, gehen 1614 im Vertrag zu Xanten die Herzogtümer Berg und Jülich an diesen, während der Brandenburger Kleve, Mark, Ravensburg und Ravenstein erhält. Das Herzogtum Kleve an der niederländischen Grenze ist fortan die westlichste Besitzung Kurbrandenburgs und später des Königreichs Preußen. Die Erbauseinandersetzungen schwelen weiter und werden erst endgültig im Hauptvergleich zu Kleve vom 19.9.1666 beigelegt.
In der Klever Schwanenburg residiert Kurfürst Friedrich Wilhelm nach seiner Heirat mit Louise Henriette von Oranien zwischen Ende Dezember 1646 bis Oktober 1649 und mit Unterbrechungen bis 1653. Erst jetzt, neun Jahre nach seinem Regierungsantritt, gelingt es ihm, die Kleveschen Stände unter Zusicherung weitgehender Privilegien zur Erbhuldigung zu bewegen.
1647 ernennt Friedrich Wilhelm dann Johann Moritz von Nassau-Siegen zum Statthalter von Kleve und Mark. Unter seiner Amtszeit erleben Stadt und Herzogtum, die unter den Folgen des 30-jährigen Krieges stark gelitten haben, einen Aufschwung und eine reiche Blüte. Kleve und sein Statthalter erfüllen in Politik , Kunst und Wissenschaft eine Brückenfunktion zwischen den Niederlanden und der Kurmark Brandenburg. Reichsfürst Johann Moritz macht Kleve zur viel bewunderten Gartenstadt. Die von ihm geschaffenen Anlagen sind zu einem großen Teil noch vorhanden. Der Berliner Tiergarten und die Allee Unter den Linden entstehen nach Kleveschen Vorbildern. Am 14.10.1655 gründet Moritz von Nassau in Duisburg die Klevesche Landesuniversität, die bis 1818 existiert. Als Moritz von Nassau am 20.12.1679 stirbt, lässt er sich in einer Gruft seines Parks beisetzen, wird allerdings später nach Siegen umgebettet.
Unter König Friedrich I. schwindet Kleves Bedeutung rapide. Ganze 400 Taler pro Jahr bewilligt der sonst verschwenderische König für die Erhaltung der königlichen Gebäude und Anlagen. Die Burg zerfällt, wird teilweise abgerissen. Diese Entwicklung hält unter Friedrich Wilhelm I. an. Auch Friedrich II. hält nicht viel von Kleve, lässt alles was an Inventar noch brauchbar ist wegschaffen und verkauft den Rest. Obgleich Kleve durch den Rheinhandel und das Zollaufkommen unverhältnismäßig viel Steuern für Preußen einbringt, wird es von allen Herrschern stiefmütterlich behandelt. Die preußische Bastion am Rhein ist als „isolierte Provinz“ im Westen militärisch immer wieder ungeschützt, so auch im Siebenjährigen Krieg, in dem Friedrich II. Stadt und Provinz den Franzosen preisgibt. Danach erwägt Friedrich II. die linksrheinischen Besitzungen gegen mitteldeutsche Gebiete einzutauschen. „Taugt er was, soll er in Berlin eingesetzt werden, taugt er nichts, soll er nach Kleve“, wird ein Ausspruch von Friedrich II. überliefert.
Diese Haltung ändert sich auch unter Friedrich Wilhelm II. nicht. Als die Franzosen 1792 zum Rhein vorrücken, gibt Preußen Kleve erneut auf. Unter den Staatsdienern, die Kleve mit seinen ca. 5300 Einwohnern verlassen, ist auch der Freiherr von und zum Stein, der spätere große Reformer. In Kleve, wo ursprünglich niederländisch gesprochen wurde, dann auf königlichen Erlass deutsch, wird nun Französisch als Amtsprache eingeführt. Erst am 5.1.1814 wird Kleve wieder preußisch. Die Truppen der ehemaligen Besitzer und nunmehrigen Befreier plündern die Stadt, die unter den Franzosen eine ruhige Zeit hatte. Erst nach dem endgültigen Sieg über Frankreich zieht wieder Ruhe ein. Nach dem Wiener Kongress wird am 22. April 1816 nach einigen Gebiets- und Grenzkorrekturen der Regierungsbezirk Kleve eingerichtet. Er ist Bestandteil der Provinz Kleve-Jülich-Berg mit der Hauptstadt Köln. Mit der Auflösung des Regierungsbezirks 1822 verödet die Stadt wirtschaftlich zusehends. Einziger Lichtblick ist der seit Mitte des 18. Jahrhunderts aufgekommene Kur- und Bäderbetrieb. Während in anderen preußischen Westgebieten die Industrialisierung erheblichen Aufschwung bringt, wird Kleve zum Teil mit königlicher Unterstützung zu einer Fremdenverkehrsstadt. Bald ist es notwendig neue Gasthäuser und Hotels zu bauen. Dennoch reichen die Einnahmen nicht aus, um der Stadt zu wirtschaftlicher Blüte zu verhelfen. Die Ereignisse der Revolution von 1848 und ihr letztliches Scheitern spielen sich in Kleve ähnlich wie in vielen anderen Städten der Provinzen des Königreichs Preußen ab.
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts bessert sich die wirtschaftliche Lage Kleves durch die Kanalanbindung an den Rhein und durch den Anschluss ans Eisenbahnnetz. Die Stadt entwickelt sich zum kulturellen und wirtschaftlichen Mittelpunkt am unteren Niederrhein. Ihre Bevölkerungszahl wächst von 9.000 im Jahr der Reichsgründung 1871 auf fast 22.000 im Jahr 1939. Im Zweiten Weltkrieg wird die Stadt durch mehrere Bombenangriffe schwer zerstört. Kleve, als Bad und Standort der Leichtindustrie wieder aufgebaut, hat heute etwa 47.000 Einwohner. Kulturdenkmäler und Parkanlangen, die an die brandenburgisch-preußische Vergangenheit erinnern, wurden wieder restauriert.

Kurfürst heiratet

Kleve

Kleve