Flottenbau
Eine nationale Flotte setzt sich zusammen aus der Handelsmarine mit ihren Handelsschiffen und Fischereifahrzeugen, und aus der Kriegsmarine mit den Kriegsschiffen. Dementsprechend bezeichnet Flottenbau den vom Staat in Auftrag gegebenen Bau aller für die Flotte bestimmten Schiffe. In Preußen gab es unter dem Grossen Kurfürsten Friedrich Wilhelm den Versuch, eine staatliche Flotte aufzubauen, um in den kolonialen Welthandel einzusteigen, wozu Schiffe angekauft, gekapert und schliesslich auch selbst gebaut wurden. Auf dem Höhepunkt ihres Daseins besass die Brandenburgische Flotte immerhin 34 Schiffe, die zu ihrer Verteidigung beim Transport der wertvollen Waren zwar bewaffnet, aber für Seeschlachten weder vorgesehen noch geeignet waren. Preußen und später das Deutsche Reich waren keine bedeutenden Seemächte, was sich ändern sollte, nachdem Wilhelm II. 1888 den Thron bestiegen hatte. Ihm genügte die 1871 zusammen mit dem Reich gegründete Reichsmarine, die aus der kleinen preußisch-norddeutschen Flotte hervorgegangen war, für seine Träume von einer deutschen Kolonialmacht nicht mehr. In seiner Rede anlässlich des 25. Jahrestages der Reichsgründung kündigte er am 18. Januar 1896 den Eintritt Deutschlands in die Weltpolitik und eine neue Flottenpolitik an. Mit dem zentralen Satz "Deutschlands Zukunft liegt auf dem Meer" bereitete der Kaiser den Boden für eine bisher ungekannte Aufrüstung im Bereich der Marine, deren Finanzierung durch mehrere im Reichstag eingebrachte Flottengesetze sichergestellt wurde. Allerdings verlagerte sich der Bau von Handelsschiffen, Kreuzern und Kanonenbooten sehr schnell auf die Produktion von immer grösseren Schlachtschiffen, deren Zweck nicht mehr der staatliche Handel und dessen Schutz, sondern die Kriegsführung war. Die Arbeitsplätze, die durch die staatlichen Aufträge im Schiffsbau, in der Stahl- und Elektroindustrie und bei anderen Zulieferern geschaffen wurden, standen in keinem Verhältnis zu den Kosten der zur Abschreckung gebauten Schiffe. Die Drohgebärde galt vor allem England als der führenden Seemacht, die in das Wettrüsten einstieg, bis sich dann 1916 in der Schlacht am Skagerrak auf beiden Seiten die gigantischen Kolosse vom Typ "Dreadnought" (Fürchtenichts) gegenüberstanden, sinnlos, aber äusserst beeindruckend.