Max Liebermann
20.7.1847 in Berlin
8.2.1935 in Berlin
Maler
Max Liebermann wurde in Berlin als Sohn des jüdischen Fabrikanten Louis Liebermann geboren, Teilhaber der Kattunfabrik „Liebermann & Co“. Seine unternehmerische Aktivitäten weiten sich durch den Kauf eisenverarbeitender Hütten in Schlesien aus. Die Mutter entstammte einer Juweliersfamilie. Ein Vetter von Max Liebermann war Emil Rathenau, der Gründer der AEG. Der junge Max Liebermann erhielt eine preußische Erziehung in Disziplin und Strebsamkeit. Während seines Studium an der Philosophischen Fakultät der Berliner Universität nahm Liebermann 1866-1868 Malunterricht. Er setzte seinen Willen gegen den Vater durch und strebte eine Ausbildung als Maler an. 1869-1872 studierte er an der Kunstschule in Weimar. Er zog 1873 nach Paris und fand Anregungen in den Werken französischer Naturalisten. „Munkácsy zog mich mächtig an, aber noch mehr taten es die Troyon, Daubigny, Corot, vor allem aber Millet“. Doch Millet verweigerte jeden Kontakt mit dem „Prussien“. Auch der Kontakt zu Edouard Manet scheiterte. Dennoch wird Max Liebermann als erster Deutscher nach dem Krieg von 1870/71 mit einer „mention honorable“ (einer Ehrenerwähnung) ausgezeichnet. Den französischen Beifall sah man in der Heimat mit Missfallen. Die Annahme des Ordens der Ehrenlegion 1890 verbot die preußische Regierung. Nationalisten warfen dem Maler zu diesem Zeitpunkt moralisches Überläufertum und Vaterlandslosigkeit vor. 1876 reiste er zum ersten Mal nach Holland, wo erste Bilder in der Technik der Freilichtmalerei entstanden. Liebermann sucht die „Poesie des einfachen Lebens“, Portraits von Webern, Bauern und Netzflickerinnen, einfacher Szenen aus den Waisen- und Altmännerhäusern, Bürgerschulen und dem Straßenalltag entstehen. Er zog 1878 nach München. Seine Darstellung des „Zwölfjährigen Jesus im Tempel“ ruft eine Debatte mit antisemitischen Ausfällen hervor, seine unpathetische Bildauffassung bringt ihm Blasphemievorwürfe ein. Liebermann kehrte 1884 nach Berlin zurück. Er heiratet die Schwägerin seines älteren Bruders. 1889 war er Mitorganisator der inoffiziellen Beteiligung deutscher Künstler an der Pariser Weltausstellung, offiziell beteiligte sich das Deutsche Reich wegen „antimonarchistischer Tendenzen“ in Frankreich nicht. Von 1892 an lebt die Familie Liebermann (1885 wurde das einzige Kind geboren) am Pariser Platz Nr. 7, am Ort des heutigen (wieder aufgebauten) „Liebermann-Hauses“, unmittelbar neben dem Brandenburger Tor. Liebermann wendet sich von den Arbeitsbildern nach holländischem Vorbild ab und öffnete sich zunehmend dem Einfluss der modernen französischen Kunst. Er publizierte 1896 mit einer Studie über den französischen Maler Edgar Degas in der Zeitschrift „PAN“ seine erste schriftstellerische Arbeit. Anlässlich seines 50. Geburtstags 1897 wurde sein Werk in der Akademieausstellung gewürdigt.
Im selben Jahr wurde er zum Professor der Königlichen Akademie der Künste in Berlin ernannt.
Als Mitglied der Jury der „Großen Berliner Kunstausstellung“ empfahl Liebermann 1898 Werke von Käthe Kollwitz und Walter Leistikow zur Prämierung. Sie wurden jedoch von Wilhelm II. und anderen Mitgliedern der Jury abgelehnt. Daraufhin gründete Liebermann am 2. Mai 1898 mit anderen Künstlern die „ Berliner Secession“, zu deren Vorsitzenden er im folgenden Jahr gewählt wurde. In der Charlottenburger Kantstraße entstand ein eigenes Vereins- und Ausstellungsgebäude. Etwa gleichzeitig eröffneten die Cousins Bruno und Paul Cassirer ihre legendäre Verkaufsgalerie. Unter Liebermanns Führung errang die Secession eine das gesamtdeutsche Kunstleben überragende Stellung, entgegen aller Beargwöhnung einer angeblich „impressionistischen“ Überfremdung der deutschen Kulturlandschaft.
Aber auch innerhalb der Secession entstanden Konflikte über die künstlerische Ausrichtung der Gruppe. Die Jury der „Berliner Secession“ wies 1910 Bilder von Expressionisten zurück. Daraufhin verließen einige junge Künstler wie Max Pechstein die Vereinigung und gründeten die „Neue Secession“.
Mit dem Rücktritt Liebermanns übernahm 1911 Lovis Corinth den Vorsitz der „Secession“.
Liebermann schloß sich 1914 der abgespaltenen „Freien Secession“ an. Er begann, sich aus Berlin in sein Haus am Wannsee (Am Großen Wannsee 42) zurückzuziehen. Eine Gesamtschau seines Werkes fand in der Königlichen Akademie der Künste anläßlich seines 70. Geburtstages 1917 statt. Liebermann porträtierte in diesem Jahr den Großadmiral von Tirpitz. Im Jahre 1920 wurde Liebermann zum Präsidenten der nunmehr "Preußischen Akademie der Künste" berufen, für die er ein neues liberales Programm entwarf, das er jedoch nicht durchsetzen konnte.
Der parteilose Max Liebermann war eine Symbolfigur der Weimarer Republik. In Opposition zum Militär- und Obrigkeitsstaat der Kaiserzeit wurde der Impressionismus auch zum Ausdruck für das erstarkte Bürgertum und Liebermann sein künstlerischer Repräsentant schlechthin. 1932 ernannte man ihn zum Ehrenpräsidenten der Preußischen Akademie der Künste. Nach dem Machtantritt der Nationalsozialisten wurde Liebermann als Jude 1933 ein Arbeitsverbot erteilt. Da die Sektion für Bildende Kunst der Preußischen Akademie der Künste beschloß, keine Werke jüdischer Künstler mehr auszustellen, erklärte Liebermann öffentlich seinen Austritt aus der Akademie.
Als letzte öffentliche Äußerung des Malers erschien die Pressemitteilung : „Ich habe während meines langen Lebens mit allen meinen Kräften der deutschen Kunst zu dienen gesucht. Nach meiner Überzeugung hat Kunst weder mit Politik noch mit Abstammung etwas zu tun, ich kann daher der Preußischen Akademie der Künste, deren ordentliches Mitglied ich seit mehr als dreißig Jahren und deren Präsident ich zwölf Jahre gewesen bin, nicht länger angehören, da dieser, mein Standpunkt keine Geltung mehr hat.“ Im November 1934 erkrankte Liebermann schwer und stirbt in seinem Haus am Pariser Platz.