1. Februar 1919 Konrad Adenauer versucht, das Rheinland als Rheinische Republik von Preußen abzukoppeln
Rheinisches Gipfeltreffen in Köln: Auf Einladung des Kölner Oberbürgermeisters Konrad Adenauer (katholische Zentrumspartei) sind am 1. Februar 1919 in der Domstadt Politiker verschiedener Parteien zusammengekommen. Einziger Tagesordnungspunkt: Die Gründung einer Rheinischen Republik!
Das Ziel ist klar: Die Abtrennung des Rheinlands von Preußen soll die „protestantische Fremdherrschaft“ Berlins beenden (das Rheinland gehört seit dem Wiener Kongress 1815 zu Preußen) und die Übermacht des preußischen Staates im Deutschen Reich schwächen. Gleichzeitig will man aber auch dem Sicherheitsbedürfnis der Franzosen entgegenkommen.
Konrad Adenauer kennt die Vorbehalte seiner rheinisch-katholischen Landsleute gegenüber dem protestantisch dominierten Preußen und ist bereit, mit den Alliierten, die nach der deutschen Niederlage das Rheinland besetzt haben, über die Bildung einer westdeutschen Republik zu verhandeln. Er beschwört die Anwesenden:
„Nach den Erfahrungen, die Deutschland mit dem Hegemonialstaat Preußen gemacht hat, nachdem die Hegemonie Preußens nicht zufällig, sondern als notwendige Folge eines Systems zum Zusammenbruch geführt hat, wird Preußens Hegemonie von den anderen Bundesstaaten nicht mehr geduldet werden . . . In der Auffassung unserer Gegner ist Preußen der böse Geist Europas . . . Preußen wurde nach ihrer Meinung von einer kriegslüsternen, gewissenlosen militärischen Kaste und dem Junkertum beherrscht, und Preußen beherrschte Deutschland, beherrschte auch die in Westdeutschland vorhandenen, nach ihrer ganzen Gesinnungsart an sich den Entente-Völkern sympathisierenden Stämme. Würde Preußen geteilt werden, die westlichen Teile Deutschlands zu einem Bundesstaat, der ‘Westdeutschen Republik’, zusammengeschlossen, so würde dadurch die Beherrschung Deutschlands durch eine vom Geiste des Ostens, vom Militarismus beherrschtes Preußen unmöglich gemacht; der beherrschende Einfluss derjenigen Kreise, die bis zur Revolution Preußen und damit Deutschland beherrscht haben, wäre endgültig, auch für den Fall, dass sie sich von der Revolution wider erholten, ausgeschaltet!“
Adenauers politischer Vorstoß bleibt vorerst folgenlos. Er strebt eine „Westdeutsche Republik“ zu dieser Zeit innerhalb des Staatsverbandes des deutschen Reiches an.
Dennoch gibt es weiterhin auch separatistische Bestrebungen innerhalb der „Rheinlandbewegung“. Von französischer Seite wohlwollend geduldet und heimlich unterstützt ist es ihr angestrebtes Ziel, die Abtrennung des Rheinlands vom Reich zu erreichen. Als die Franzosen am 11. Januar 1923 mit 60 000 Mann das Ruhrgebiet besetzen, weil Deutschland wegen der schweren Wirtschaftskrise mit seinen Reparationslieferungen in Verzug geraten ist, agitieren die Separatisten in etlichen Dörfern und Städten von Mainz bis Köln. Sie wollen einen Pufferstaat zwischen Frankreich und dem Deutschen Reich errichten. Eine an Frankreich angelehnte „Rheinische Republik“ wird von rheinischen Separatisten, deren Vordenker zumeist Zentrumspolitiker sind, aus den erstürmten Rathäusern verkündet. Da es der Bewegung aber an Rückhalt in der Bevölkerung fehlt, werden die „Rathausbesetzer“ schnell wieder entfernt. Für die große Mehrzahl der Menschen am Rhein sind die Separatisten Handlanger der verhassten Franzosen, denen sie die gerade überstandene Ruhrkrise und die Verschärfung der wirtschaftlichen Not zu verdanken haben.