18. März 1923 Premiere des Fridericus-Rex-Filmes "Schicksalswende": antirepublikanische Propaganda in alten preußischen Kostümen
Mitten im Jahr der großen Krise 1923, das Ruhrgebiet ist besetzt, die Weimarer Republik durch politische Attentate, Putschversuche und Separatismus von Rechts und Links in höchstem Maße bedrängt, trifft sich ein glamouröses Aufgebot geladener Gäste aus Kultur, Gesellschaft und Medien im Berliner UFA-Palast am Bahnhof Zoo: Premiere des Stummfilms “Fridericus Rex - Schicksalswende“.
Dieses opulente, aber triviale Filmepos über das Leben König Friedrichs II., des Großen, beendet (vorläufig) die Erfolgsserie der „Fridericus-Rex“-Filme und verhilft dem Hauptdarsteller Otto Gebühr endgültig zu nationalem Ruhm. Hier wird der gedemütigten, krisengeschüttelten Nation ein anderes, mächtiges Deutschland vorgespielt, die Sehnsucht nach der Monarchie unverhohlen bedient.
„Schicksalswende“ erzählt die Geschichte der Schlacht von Leuthen im Jahre 1757. Nach dramatischen Schicksalsschlägen und aus verzweifelter Hoffnungslosigkeit am Vorabend der Schlacht entfaltet der König ohne Zuspruch von außen einen Heldentum des Unterlegenen, der schließlich zum Sieg über den Feind führt. Der Streifen in der Regie von Arzen von Cserépy und Wilhelm Prager ist Ausdruck des Zeitgeistes von "Weimar".
Wer den Film auf die Gegenwart übertragen und in der Trostlosigkeit am Tag vor Leuthen die aktuelle deutsche Lage und nationale Ohnmacht sehen will, für den muss eine Schicksalswende kommen. Notwendig ist dazu allerdings der friderizianische Geist von damals, ist Heroismus und Durchhaltewille, frei nach dem alten Fritz: „Habt ihr unsere Siege vergessen?“ Notwendig erscheint vor allem eine Persönlichkeit von fast übermenschlichen Zuschnitt, eine Friedericus-Figur, die die Hoffnung auf eine Wiederholung von Leuthen, wie der Film sie weckt, zu erfüllen vermag.
Als eine solche Person stellt sich der Mann dar, der acht Monate nach der Premiere des Films den Marsch zur Münchner Felderherrenhalle anführt: Adolf Hitler, aber auch der „Ersatzkaiser“ Hindenburg, der nach dem Tode Friedrich Eberts Reichspräsident wird.