21. März 1933: In Potsdam wird ein neues Bündnis gefeiert
Schon im Wahlkampf hat die NS-Führung auf mächtige Aufmärsche, weihevolle Fackelzüge und strahlende Paraden gesetzt. Die Eröffnung des neuen, NSDAP-dominierten Reichstages soll nun zu einer wirkungsvollen Propagandaveranstaltung der neuen Machthaber werden. Das Reichstagsgebäude in Berlin steht nach dem Brand nicht mehr zur Verfügung. Die Regierung beschließt daher, nach Potsdam auszuweichen. Der neue Reichskanzler Hitler und sein Propagandachef Goebbels wollen der Öffentlichkeit ein besonderes politisches Schauspiel liefern: An historischem Ort soll die „Versöhnung des preußischen Geistes mit der neuen Bewegung“ zelebriert werden.
Die Festveranstaltung findet in der „Ruhmeshalle Preußens“, der Garnisonkirche statt. Die Reden des greisen Reichspräsidenten Hindenburg, der in Uniform erschienen ist, und des Reichskanzlers Hitler, diesmal ganz ungewohnt in zivilem Frack, werden per Lautsprecher in der ganzen Stadt und per Rundfunk ins ganze Reich übertragen. Hindenburg, der sich zu Beginn mit dem Marschallstab vor der leeren Kaiser-Loge verneigt hat, mahnt in seiner Rede die neue Regierung, die schweren Aufgaben zu lösen und beschwört das alte Preußen, das „in Gottesfurcht durch pflichttreue Arbeit, nie verzagenden Mut und hingebende Vaterlandsliebe“ groß geworden sei.
„Der Ort, an dem wir uns heute versammelt haben, mahnt uns zum Rückblick auf das alte Preußen ... Möge der alte Geist dieser Ruhmesstätte auch das heutige Geschlecht beleben ...“
Und Adolf Hitler fügt hinzu:
„Möge uns dann aber auch die Vorsehung verleihen jenen Mut und jene Beharrlichkeit, die wir in diesem für jeden Deutschen geheiligten Raum um uns spüren als für unseres Volkes Freiheit und Größe ringende Menschen zu Füßen der Bahre seines großen Königs.“
Teilnehmer der Veranstaltung sind auch mehrere Hohenzollern-Prinzen, darunter Kronprinz Wilhelm in der Uniform des Stahlhelm und Prinz August Wilhelm, Abgeordneter der NSDAP, in Braun-Hemd und Hakenkreuzbinde.
Als Hitler, sich betont verneigend, Hindenburg die Hand reicht, ist eine unheilvolle Allianz geschlossen.
Zwei Tage später nimmt der Reichstag mit 444 zu 94 Stimmen das „ Ermächtigungsgesetz“ an, mit dem die Regierung Gesetze ohne Reichstag und Reichsrat verabschieden kann. Alle anwesenden SPD-Abgeordneten stimmen unter Führung von Otto Wels dagegen, die Abgeordneten der KPD sind verhaftet oder bereits im Untergrund. Durch die Straßen des Reiches fahren SA und SS.