10. Januar 1920 Im Versailler Vertrag wird Preußen wieder geteilt
Der Versailler Vertrag, der Friedensvertrag des Ersten Weltkrieges, ruft mit seinen Bestimmungen über weitläufige Gebietsabtrennungen und im besonderen durch seinen Kriegsschuldartikel in Deutschland über alle Parteien hinweg große Empörung hervor. Auf großen Druck der Alliierten hin unterzeichnen am 28.Juni dennoch die Minister Müller (SPD) und Bell (Zentrum) den Vertrag.
Die Pariser Friedenskonferenz tagt seit Anfang des Jahres 1919 unter französischem Vorsitz mit Teilnahme von Delegierten aus 32 Staaten. Vertreter der Kriegsgegner - so auch aus Deutschland - sind nicht zugelassen. Die Entscheidungsfindung konzentriert sich auf das Gremium des "Rates der Vier", bestehend aus dem französischen Ministerpräsidenten, dem amerikanischen Präsidenten, dem britischen Premierminister und dem italienischen Regierungschef.
Am 7. Mai wurden der deutschen Friedensdelegation in Versailles die Friedensbedingungen übergeben.
Gegen die Annahme des Versailler Friedensvertrages erlässt die preußische Staatsregierung am 12. Mai 1919 einen verzweifelten Aufruf, der mit den mahnenden Sätzen schließt:
“Dieser Friedensvertrag ist unannehmbar, seine Bedingungen sind selbst von dem entsagungsbereitesten Volk nicht zu ertragen. Wir erklären vor der Welt: Lieber tot als Sklav!“
Die eindeutige Ablehnung des “Diktats von Versailles“ reicht also von den monarchistisch gesinnten Nationalkonservativen bis zu den republiktreuen Sozialdemokraten. Dennoch muss die Reichsregierung die Bedingungen annehmen, um eine Okkupation noch nicht besetzter Gebiete durch die Siegermächte zu verhindern.
Reichskanzler Gustav Bauer ( SPD) bleibt keine andere Wahl, als vor der Nationalversammlung für eine Unterschrift unter den Vertrag zu werben:
„Meine Damen und Herren! Keinen Protest heute mehr, keinen Sturm der Empörung. Unterschreiben wir, das ist der Vorschlag, den ich ihnen im Namen des gesamten Kabinetts machen muß. (Die Gründe die uns zu diesem Vorschlag zwingen, sind die selben wie gestern, nur trennen uns jetzt eine Frist von knappen vier Stunden vor der Wiederaufnahme der Feindseligkeiten.) Einen neuen Krieg können wir nicht verantworten, selbst wenn wir Waffen hätten. Wir sind wehrlos, wehrlos ist aber nicht ehrlos. Gewiß, die Gegner wollen uns an die Ehre, daran ist kein Zweifel, aber dass dieser Versuch der Ehrabschneidung einmal auf die Urheber selbst zurückfallen wird, dass es nicht unsere Ehre ist, die bei dieser Welttragödie zugrunde geht, dass ist mein Glaube, bis zum letzten Atemzug.“
Die innenpolitischen Gegner der Republik werden die Annahme des “Schmähfriedens“ durch die Weimarer Parteien immer wieder dazu nutzen, die demokratischen Kräfte zu denunzieren.
Insgesamt verliert Deutschland ein Siebtel seines Gebietes und ein Zehntel seiner Bevölkerung. Wirtschaftlich fällt besonders stark der Verlust von einem Drittel seiner Kohlenvorkommen und drei Viertel seiner Erzvorkommen ins Gewicht. Gebietsabtretungen von etwa 70.000qkm sind im Vertrag festgelegt. Oberschlesien, Posen und der Hauptteil Westpreußens gehen an Polen, wodurch Ostpreußen vom übrigen Reich abgeschnitten wird. Das Memelland fällt an die Entente und Danzig wird freie Stadt. Im Westen geht Elsass-Lothringen zurück an Frankreich, Eupen-Malmedy an Belgien. Das Saarland kommt für 15 Jahre unter die Kontrolle des Völkerbundes, nach dieser Zeit darf die Bevölkerung ein Votum für Frankreich oder Deutschland abgeben. Die linksrheinischen Gebiete werden nicht, wie vielfach befürchtet worden war, von Deutschland abgetrennt und Frankreich einverleibt, sondern als dauerhaft entmilitarisierte Zone 5, 10 bzw.15 Jahre besetzt. Außerdem gehen alle Kolonien verloren. Mit dem Versailler Vertrag sind die politischen Spannungen der Weimarer Republik vorgegeben, der unheilvolle Geist von Revanche und Rache ist geweckt.