Christian Daniel Rauch
2.1.1777 in Arolsen (Waldeck)
3.12.1857 in Dresden
Bildhauer
Christian Daniel Rauch wurde in der Residenzstadt Arolsen in Hessen als Sohn des fürstlichen Kammerdieners Johann Georg Rauch in bescheidene Verhältnisse geboren. Am Hofe des Dienstherrn seines Vaters, dem kunstinteressierten Fürsten Friedrich Carl August von Waldeck und Pyrmont, bekam der junge Rauch die ersten Kunsteindrücke. Bereits mit zwölf Jahren beschloß er, Bildhauer zu werden, doch der Weg sollte für ihn ziemlich lang werden. Zwar lernte auf Betreiben des Vaters Französisch und begann früh zu zeichnen, erhielt auch eine erste künstlerische Ausbildung bei dem Hofbildhauer J. C. Friedrich Valentin und später bei Johann Christian Ruhl in Kassel, aber für mehr war kein Geld da. 1797 folgte er seinem verstorbenen Bruder auf den Posten des Kammerdieners Friedrich Wilhelms II. in Potsdam und wurde dann Königin Luise zugeteilt. Der Job hinderte ihn sehr daran, sich künstlerisch weiter zu betätigen. Dennoch hielt er an seinem Traum fest und ging so oft wie möglich zum Aktzeichnen an die Akademie der Künste, die vom Hofbildhauer Johann Gottfried Schadow geleitet wurde. Und er hatte Glück. Schadow erkannte sein Talent und setzte sich für ihn ein. Ab 1802 konnte er, gefördert von Königin Luise, regulären Unterricht bei Schadow nehmen. Das Leben des 25-Jährigen erhielt dadurch eine entscheidende Wendung, auch wenn er noch bis 1804 königlicher Kammerdiener blieb. Seine Gönner ermöglichten ihm einen längeren Italien-Aufenthalt. 1805 traf er nach fünfmonatiger Reise in Rom ein, wo sich der preußische Gesandte Wilhelm von Humboldt und seine Frau Caroline seiner annahmen. Erst 1811 kehrte er nach Berlin zurück, wurde Mitglied der Akademie der Künste und begann mit seinen Arbeiten, die ihn neben Schadow zum bedeutendsten Bildhauer des deutschen Klassizismus machten. 1819 eröffnete er im Alten Lagerhaus an der Klosterstraße eine Bildhauerwerkstatt. Doch die Reiselust verliess den berühmten Mann, der sich schließlich vor Aufträgen nicht mehr retten konnte, nicht. Seinen Marmor bezog er aus Carrara, schon deshalb reiste er noch mehrfach nach Italien, er kannte aber auch Paris, London und St. Petersburg. Zu seinen bekanntesten Werken gehören der Sarkophag für Königin Luise, das Reisterstandbild Friedrichs des Großen und die Denkmäler für die Generäle der Befreiungskriege Blücher, Bülow, Gneisenau, Scharnhorst und Yorck. Ungewöhnlich an seinen Darstellungen war, dass er das klassische Schönheitsideal mit realistischen Formen verband. So ist zum Beispiel Gebhard Leberecht von Blücher, der legendäre "Marschall Vorwärts", nicht in antikisierender Verfremdung, sondern in voller zeitgenössischer Uniform gezeigt, eingehüllt in einen langen Reitermantel, den Säbel angriffslustig nach vorn gestreckt und einen Fuß auf eine Haubitze gestellt. Dem Künstler selbst behagte sein Werk, als es am 18. Juni 1826 nach vier Jahren Arbeit endlich unter den Linden enthüllt wurde, erstmal gar nicht: "Ein überwältigendes Mißfallen, ja ein Schreck war der erste Eindruck", denn "zu lang, zu breit war mein erstes Besinnen, die Statue starr und ungelenk!". Doch dem König gefiel es, ebenso wie die anderen Bildnisse, die demselben Muster folgten. 1836 erhielt Rauch den königlichen Grossauftrag für das Denkmal Friedrichs II., 1839 legte er dem König seine Entwürfe vor, 1851 wurde das ebenfalls Unter den Linden aufgestellte Denkmal enthüllt. Auch hier fanden sich die realistischen Elemente wieder, denn der Herrscher hatte zwar hoch zu Pferde sitzend den Krönungsmantel umgehängt, war aber statt mit Krone und Zepter, den üblichen Insignien der Macht, mit seinem legendären Krückstock ausgestattet. Es war Rauchs populärstes, aber auch sein letztes grosses Werk. Rauch verstarb 1857 bei einem Besuch in Dresden, wurde nach Berlin überführt und auf dem Dorotheenstädter Friedhof beigesetzt. Von den imposanten Gebäuden seiner Werkstatt, die bis in die Zeit der Weimarer Republik als "Berliner Bildhauerschule" weitergeführt wurde, ist nichts erhalten.