Karte 1618

Reformation

Die von Martin Luther (1483-1546 , Ulrich (Huldrych, Huldreich) Zwíngli (1484-1531) und Johannes Calvin (eigtl. Jean Cauvin, 1509-1564), eingeleitete religiöse Bewegung des 16. Jhs., die eine Reform innerhalb der römischen Kirche darstellen sollte, sehr schnell jedoch zu Abspaltungen führte und die Einheit des abendländischen Christentums für immer beendete. Seit dem Spätmittelalter war in theologischen Kreisen immer wieder Kritik an der weltlichen Herrschaft und dem Finanzgebaren von Papst und Kirche mit der Forderung einer Reformation, d.h. Umgestaltung und Erneuerung laut geworden. Der entscheidende Anstoß ging von Martin Luther aus, der mit dem Anschlag seiner in Latein abgefaßten 95 Thesen an der Wittenberger Schloßkirche am 31. Oktober 1517 zunächst nur eine innerkirchliche Diskussion anregen wollte. Die Thesen wurden jedoch ins Deutsche übertragen und fanden, zusammen mit seinen Vorwürfen gegen die Mißstände in der Kirche und seinen theologischen Begründungen (Rechtfertigungslehre) in den etwas späteren Schriften, rasche Verbreitung. Die (katholische) Kirche leitete einen Ketzerprozeß gegen Luther ein, 1521 wurde er vom Papst gebannt. Nachdem er es auf dem Wormser Reichstag 1521 abgelehnt hatte, seine Thesen und Schriften zu widerrufen, wurde die Reichsacht über ihn verhängt. Kurfürst Friedrich III. (der Weise) von Sachsen gewährte ihm auf der Wartburg Asyl. Der Speyrer Reichstag 1526 stellte den Landesherren ihr konfessionelles Verhalten frei, während 1529 die katholische Mehrheit ein Verbot der Reformation durchsetzte, wogegen die lutherischen gewordenen Stände protestierten und seitdem Protestanten genannt wurden. Erst 1555 erreichten sie im Augsburger Religionsfrieden, daß ihre Trennung von der katholischen Kirche reichsrechtlich anerkannt wurde. Um das Jahr 1570 hatte sich die Reformation schon erheblich ausgebreitet. Brandenburg, Preußen, Schlesien, Sachsen und Dänemark waren fast vollständige+E11 Anhänger der lutherischen Reformation. Die vereinigten Niederlande, die Oberpfalz und kleine Teile Nassaus gehörten den Reformatoren Zwingli und Calvin an. Bayern, Österreich und Polen waren weiterhin Gebiete mit überwiegend katholischer Bevölkerung. Die Untertanen übernahmen die Konfession ihres Landesherrn nach dem Prinzip des "cuius regio, eius religio" ( = wessen Land, dessen Religion). In der Gegenreformation, die bereits 1555 einsetzte und erst 1648 mit den Festlegungen im Westfälischen Frieden einen Schlußpunkt fand, versuchte die katholische Kirche, verlorenes Terrain zurückzuerobern.