Theodor Wolff
2.8.1868 in Berlin
23.9.1943 in Berlin
Publizist
Theodor Wolff wurde 1868 als Sohn eines wohlhabenden jüdischen Textilkaufmannes in Berlin geboren. Ursprünglich sollte er in den Verlag seines Onkels Rudolf Mosse einsteigen, doch ermöglichte ihm sein schriftstellerisches Talent bald den Wechsel in die Redaktion des renommierten liberalen Berliner Tageblattes. Er hatte literarische Ambitionen und veröffentlichte einige Romane und Theaterstücke. Wolff war 1889 Mitbegründer der „Freien Bühne“ in Berlin, die sich der Pflege des neuen naturalistischen Theaters verschrieben hatte. Der schon in jungen Jahren weitgereiste Wolff wurde Korrespondent seiner Zeitung in Paris. Unter dem Eindruck der Dreyfuss-Affäre wandelte er sich von „Mosses jungem Mann für Theater und Literatur“ zum politischen Schriftsteller. 1907 kam er nach Berlin zurück und wurde Schriftleiter und später Chefredakteur. Er wandte sich gegen die auftrumpfende Politik des Deutschen Reiches; anstelle der Flottenpolitik favorisierte er einen Ausgleich mit England und mahnte internationale Bemühungen um den Frieden an. Auch während des Ersten Weltkriegs behielt er diese Haltung bei. Seine Kritik an den Annexionsplänen der Reichsführung brachten ihm Ärger mit der Militärzensur und vier Monate Schreibverbot ein. 1919 war er einer der Mitbegründer der Deutschen Demokratischen Partei, für die er im Reichstag saß. 1926 verließ er die Partei wieder, da er sich mit den Konzessionen an andere Parteien nicht abfinden konnte. Weiterhin spielte er eine inoffizielle Rolle in der Politik, da sich Politiker wie Gustav Stresemann und Heinrich Brüning mit ihm berieten. 1933 emigrierte Wolff aus Nazideutschland. Er lebte in danach in Nizza, von wo er 1941 nach Amerika zu gelangen suchte. Zwar gelang es ihm, ein Visum zu erhalten, das dann aber verfiel, als er das Geld für die Überfahrt nicht rechtzeitig aufbringen konnte. Im Mai 1943 wurde er verhaftet. Nachdem er zuerst in mehreren Konzentrationslagern inhaftiert war, starb er im September 1943 nach einer Operation im jüdischen Krankenhaus Berlin.