Gustav Stresemann
10.5.1878 in Berlin
3.10.1929 in Berlin
Ökonom
DVP
13.8.1923 bis 23.11.1923 Reichskanzler
Gustav Stresemann wurde 1878 als Sohn eines Wirts und Flaschenbierhändlers in Berlin geboren. Er besuchte das Realgymnasium und begann 1897 in Berlin sein Studium 1901 der Nationalökonomie, dass er vier Jahre später in Leipzig mit einer Promotion abschloss. Seine erste Anstellung erhielt er beim „Verband deutscher Schokolade-Fabricanten“ in Dresden, die der Anfang einer steilen Karriere in den der Weltwirtschaft zugewandten Wirtschaftsverbänden wurde. Er trat in die Nationalliberale Partei ein, für die er 1907 als jüngster Abgeordneter in den Reichstag gewählt wurde. Seine zentrales politisches Anliegen war die Einbindung eines durch erfolgreiche imperialistische Politik gestärkten Deutschen Reiches in den Welthandel. Daraus wurde im Ersten Weltkrieg der „Kampf um den Weltmarkt“, aus dem Stresemann die Forderung nach einer rücksichtslosen Annexionspolitik ableitete. Als Kriegsende und Revolution jede Siegfriedensrhetorik absurd erscheinen ließ, konzentrierte er sich auf die Führung der aus den Nationalliberalen hervorgegangenen, von ihm angeführten gemäßigt monarchistischen Deutschen Volkspartei. Im Krisenjahr 1923 wurde er dann am 13. August zum Reichskanzler ernannt. In dem folgenden hundert Tagen erreichte er die dringend notwendig gewordene Beendigung des Ruhrkampfes, das Ende der Inflation durch die Einführung der Rentenmark und wehrte den durch rechts- und linksextreme Separatisten in den Bereich des Möglichen gerückten Zerfall des Reiches ab. Nachdem seine große Koalition zerfallen war, gehörte er in den Jahren von 1924 bis 1929 sämtlichen Kabinetten als Außenminister an. Er führte seine durch Verlässlichkeit geprägte Politik der Verständigung auf der Grundlage der gemeinsamen wirtschaftlichen Interessen fort. Auf diese Weise erreichte im Dawes- und im Young-Plan günstigere Modalitäten für die Zahlung der Reparationen und ebnete gleichzeitig die Bahn für die unentbehrlichen amerikanischen Kredite. Er erreichte die Hebung von Deutschlands Ansehen und die Entspannung der internationalen Lage durch den mit den Westmächten in Locarno geschlossenen Sicherheitspakt, der auch die Aufnahme in den Völkerbund ermöglichte. Seine Motivation war neben der Milderung der dem Deutschen Reich im Versailler Vertrag auferlegten Lasten langfristig auch die Stärkung Deutschlands und sein Wiederaufstieg zur Großmacht. Seine Politik der Revision durch Entspannung wurde erst nach seinem Tod 1929 belohnt, als die Siegermächte 1932 dem Reich die Reparationen erließen.