Karte 1922

Konzentrationslager

Die ersten Konzentrationslager, "campos de concentración“ genannt, wurden 1896 auf Kuba errichtet, um den Widerstand der aufständischen Kubaner gegen die spanische Kolonialmacht zu brechen. 1898 errichteten die US-Amerikaner "concentration camps“ genannte Lager auf den Philippinen, ebenfalls um den Widerstand der Einheimischen gegen die neuen Kolonialherren zu brechen. 1900 folgten die Briten in Südafrika, wo sie die aufständischen Buren in "concentration camps“ internierten. In Deutschland gab es die ersten Konzentrationslager 1921 in Cottbus-Sielow und in Stargard in Pommern. Die damals schon offiziell so genannten "Konzentrationslager“ wurden auf dem Gelände und in den Gebäuden ehemaliger Kriegsgefangenenlager errichtet, und am 23. Januar 1921 kündigte der preußische Innenminister Alexander Dominicus ( DDP) an, daß man nun mit der Internierung von unerwünschten Ausländern beginnen werde. Gemeint waren vor allem Juden, die oder deren Vorfahren eingewandert waren, die aber infolge der seit 1842 in Preußen und seit 1871 im Reich geltenden Gesetze nicht mehr eingebürgert worden waren und jetzt, behandelt als unerwünschte Ausländer und bewacht von Reichswehrsoldaten, "abgeschoben werden sollen, aber aus mehreren Gründen nicht abgeschoben werden können“, wie der preußische Innenminister Carl Severing (1875 – 1952) 1923 im preußischen Landtag auf eine Anfrage hin bedauernd die Auskunft gab. In den ersten Jahren der Weimarer Republik wurden außerdem „Verfassungsfeinde“, worunter ausschließlich Kommunisten und Sozialisten verstanden wurden, in " Schutzhaft“ genommen, d.h. ohne Gerichtsurteil und ohne Tatverdacht inhaftiert und in Lagern untergebracht, die ebenso wie die Abschiebelager für unerwünschte Ausländer "Konzentrationslager“ genannt wurden. Diese Lager wurden wieder geschlossen und bis 1933 mußten sich die Nationalsozialisten mit Drohungen von Konzentrationslagern begnügen, die sie im Falle eines Wahlsieges füllen wollten durch "sofortige Verhaftung und Aburteilung aller kommunistischen und sozialdemokratischen Parteifunktionäre“ und "Unterbringung Verdächtiger und intellektueller Anstifter“, wie der Völkische Beobachter am 11. August 1932 ankündigte. Dieses Ziel, die Inhaftierung des politischen Gegners, wurde im Januar 1933 sofort in Angriff genommen, war bis 1935 weitgehend erreicht und kennzeichnet die erste Phase der Geschichte der nationalsozialistischen Konzentrationslager. Neben den "offiziellen“ gab es auch sogenannte "wilde Konzentrationslager“, die allein der SA und SS unterstanden, die aber vom preußischen Innenminister bzw. Ministerpräsidenten Hermann Göring und vom Reichsinnenminister Wilhelm Frick geduldet wurden und in denen, unbehelligt von jeder Kontrolle, die unregistrierten Häftlinge gefoltert wurden und verschwanden. Obwohl aus Gründen der Kostenersparnis bereits im Sommer 1933 in allen Konzentrationslagern die Zwangsarbeit für Häftlinge eingeführt wurde, kennzeichnet die Orientierung an zwangswirtschaftlichen Interessen und Zielen erst die zweite Phase des Systems der nationalsozialistischen Konzentrationslager, die ab 1935 zur Errichtung und zum Neubau größerer Anlagen und im weiteren zur Hinzufügung einer Unzahl von sogenannten "Außenlagern“ zu den "Stammlagern“ führte, so daß Deutschland und das besetzte Europa bald von einem dichten Netz überzogen waren. Jetzt ging es darum, möglichst viele Menschen rassistisch als "Untermenschen“ zu definieren, um sie aus dem "Volkskörper“ ausstoßen und als Arbeitssklaven gefangen halten zu können. Juden, Zigeuner, Zeugen Jehovas, Sozialhilfeempfänger, Homosexuelle oder Menschen, die als solche diffamiert wurden, einer der Gruppen anzugehören, arbeiteten in den Rüstungsbetrieben, in Steinbrüchen oder sonstigen Wirtschaftsunternehmen der SS und verhungerten dabei, starben an nichtbehandelten Krankheiten oder wurden von der SS als pseudomedizinische Versuchsobjekte missbraucht und ermordet. Die dritte Phase in der Geschichte der nationalsozialistischen Konzentrationslager von 1941 bis 1945 ist gekennzeichnet durch den Neubau oder die Umfunktionierung bereits bestehender Lager zu "Vernichtungslagern“, in denen neben den Aspekt der Zwangsarbeit die Massenvernichtung trat. Die "Vernichtung durch Arbeit“ wurde durch die "Vernichtung mit Gas“ ergänzt oder die Lager waren sogar vorrangig auf letzteres spezialisiert. Nur in der ersten Phase lassen sich die nationalsozialistischen Konzentrationslager mit ihren Vorläufern vergleichen, mit denen sie Idee und Namen teilen; ihre weitere Entwicklung, sowohl was das Ausmaß als auch die Zwecke betrifft, machen sie zu einem in der Geschichte singulären Ereignis.

Konzentrationslager Buchenwald

Konzentrationslager Buchenwald