Karte 1866

Wilhelminismus

Abgeleitet von Wilhelm I., ab 1861 König von Preußen, ab 1871 deutscher Kaiser, und von Wilhelm II., deutscher Kaiser von 1888 bis 1918. Je nach Blickwinkel und Interpretationsbedarf wird die Zeit von der Reichsgründung 1871 bis 1918 als wilhelminische Ära empfunden, meist aber nur mit Wilhelm II. in Zusammenhang gebracht und beginnt entweder 1888 mit seinem Regierungsantritt oder 1890 mit der Entlassung des Reichskanzlers Otto von Bismarck. Sie endet entweder 1914 mit Kriegsausbruch oder 1918 mit der Abdankung des Kaisers und dem Ende der Monarchie. Bei aller Unsicherheit der Datierung ist jedoch vor allem der von der Person Wilhelm II. geprägte national-konservative Politik-, Lebens- und Baustil gemeint, der übersteigerte Imperialismus, getragen von einem unkritischen Optimismus und der Überzeugung von der Sendung des "deutschen Wesens", der ihn als Exponent einer politischen und kulturellen spezifisch deutschen Überheblichkeit erscheinen lässt, die dieser Ära ihren Namen gegeben hat. In der deutschen Literatur wurde die wilhelminische Gesellschaftsstruktur vor allem von Heinrich Mann in seinen Romanen „Professor Unrat“ (1905) und „Der Untertan“ (Trilogie, ab 1914) gestaltet.