Peter Christian Wilhelm Beuth
28.12.1781 in Cleve
27.9.1853 in Berlin
Der Aufschwung der preußischen Industrie nach 1815 war nicht zuletzt sein Verdienst. Peter Christian Wilhelm Beuths wurde im Jahr 1818 zum Abteilungsleiter für Handel und Gewerbe im preußischen Finanzministerium berufen. Der Freund Alexander von Humboldts und Karl Friedrich Schinkels begriff den Staat als ein Unternehmen, dessen Aufgabe es war, mit politischen und finanziellen Mitteln der Privatinitiative auf die Sprünge zu helfen. Schon 1815, vor seinem Amtsantritt, hatte Beuth die Brüder Cockerill nach Berlin gelockt: Nach den Vorbildern ihrer Betriebe bei Verviers (Belgien) errichteten sie - zu einem erheblichen Teil auf Kosten des Staats - in Berlin eine Wollspinnerei und eine Maschinenbauanstalt als Musterbetriebe. Beuth schickte begabte Ingenieure und Techniker u.a. Franz Anton Egells nach England, um die modernsten Maschinen und Betriebsorganisationen zu studieren. 1819 gründete Beuth eine Technische Schule, 1826 ein Gewerbe-Institut, beide Urzellen der heutigen Technischen Universität. 1820 betrieben in Berlin bereits acht Dampfmaschinen Textil- und Werkzeugmaschinen an. 1821 gründete Egells mit staatlichen Zuschüssen eine moderne Eisengießerei und Maschinenbauanstalt. Zur Förderung der industriellen Entwicklung rief Beuth 1821 den "Verein zur Förderung des Gewerbefleißes" ins Leben. 1822 veranlaßte Beuth die erste Gewerbeausstellung in Berlin. Sie verdeutlichte, dass die kapitalistische Produktionsweise im Begriff war, das Handwerkertum und Manufakturwesen zu verdrängen; sie ließ aber auch erkennen, wie rückständig Berliner Erzeugnisse im Vergleich zu englischen Produkten noch waren. Die Gewerbeausstellung gab den Anstoß zur umfassenden Industrialisierung der in Berlin ansässigen Branchen und zur Begründung neuer. Dampf-, Textil- und Werkzeugmaschinen steigerten Produktqualität und Arbeitsproduktivität und schufen ein schnell wachsendes Proletariat. Mit Hilfe des Staats, der Königlichen Seehandlung, und der Berliner Privatbanken Mendelssohn, Gebrüder Schickler und Veith etablierten sich im "Feuerland" vor dem Oranienburger Tor, wo sich die Firma F. A. Egells schon angesiedelt hatte, die Maschinenbauanstalten Friedrich Wöhlert, Carl Hoppe, F. A. Pflug, August Borsig und Louis Schwarzkopff.
Ob der drangvollen Enge an der Chausseestraße verlagerte Borsig Teile seiner Produktion ans Spreeufer in Moabit. Als die Maschinenbauanstalten im Stande waren, gegenüber den englischen Modellen verbesserte Dampf-, Werkzeug- und Textilmaschinen zu produzieren, stieg die Textilbranche schnell zur ersten Großindustrie Berlins auf. Sie fabrizierte Garne, Wollstoffe, Seidenwaren, bedruckte Kattune etc. und ging frühzeitig zur Konfektion über. Dabei mag der enorme Uniformbedarf der preußischen Armee als ebenso mächtiger Stimulus gewirkt haben wie deren Waffenbedarf auf die Werkzeugmaschinenfertigung. Beide Branchen führten zur Ausbildung eines sich mehr und mehr spezialisierenden und ausdehnenden Instrumenten- und Apparatebaus. Ähnlich wie in Wuppertal, rief der Bedarf der Textilindustrie nach neuen dauerhaften Farben eine rapide wachsende chemische Industrie hervor. Auch die Genußmittelproduktion profitierte vom Maschinenbau wie von der chemischen Industrie.
Das von Beuth gegründete Oberste Institut wurde 1866 zur Gewerbe-Akademie umgewandelt und 1879 mit der Bauakademie zur Technischen Hochschule verbunden.
Er gründete eine Modellsammlung, die zum Kern des 1867 gegründeten Kunstgewerbemuseums wurde. Sein Grab befindet sich auf dem Friedhof der Dorotheenstädtischen und Friedrichswerderschen Gemeinde in der Chausseestraße 126.