Hans von Seeckt
22.4..1866 in Schleswig
24.6.1936 in Berlin
Offizier
DVP
5.6.1920 bis 1926 Chef der Heeresleitung und des Truppenamtes
Hans von Seeckt wurde als Sohn eines Hauptmannes eines schlesischen Regimentes in Schleswig geboren. Sein Vater brachte es noch bis zum Generalmajor. Dennoch war es im Falle von Seeckt nicht selbstverständlich, das auch der Sohn den Soldatenberuf ergriff. Die Familie von Seeckt entstammte nicht dem alten preußischen Adel, der Stammbaum wies hauptsächlich bürgerliche Namen auf, auch hatte die Familie keine ausgesprochene Tradition als Soldaten aufzuweisen. Lediglich der Vater und der Großvater waren Offiziere gewesen, ansonsten findet man unter den Seeckts viele Theologen und Kaufleute.
Ebensowenig besuchte der junge Hans eine Kadettenanstalt, wie so viele andere preußische Generale, sondern erhielt eine humanistische Schulausbildung, die er mit dem Abitur abschloß. Mit 19 Jahren trat der Abiturient dann in das Garde- Grenadier Regiment Nr.1 ein. Seinen Selbstzeugnissen zufolge machte ihm die Enge der militärischen Welt sehr zu schaffen, doch ertrug er diese durch seinen Glauben an die Pflichterfüllung. Zu Beginn der Weimarer Republik, zeigte sich diese Tugend in der Bereitschaft auch der ungeliebten Republik zu dienen und sich der neuen Situation anzupassen.
1887 wurde Seeckt zum Leutnant befördert. Als Offizier legt er größten Wert auf den Kontakt mit Zivilisten und entwickelt ein lebhaftes Interesse für die Kunst, Literatur und das Reisen. Während seines Lebens unternahm Seeckt viele ausgedehnte Reisen in Europa, Nordafrika und Asien. Auch in dieser Beziehung war er sicher nicht der durchschnittliche preußische Offizier.
In der folgenden Zeit übernahm er die Dienststellungen in der Truppe und in Stäben, wie es für angehende Generalstabsoffiziere üblich war. Auf jedem Posten fiel Seeckt durch seinen Fleiß und seinen Eifer auf. 1909 wurde er Erster Generalstabsoffizier im Generalstab des II. Armeekorps in Stettin. Hier erwarb er sich Beachtung durch die Durchführung des jährlichen Kaisermanövers.
1913 folgte die Versetzung nach Berlin als Chef des Stabes des III. Armeekorps. In dieser Stellung ging er auch in den Ersten Weltkrieg. Es folgten Verwendungen an der Westfront, im Osten, im Feldzug gegen Serbien und schließlich in der Türkei. 1915 war er als Chef des Stabes des Armeeoberkommandos 11 unter von Mackensen der maßgeblich Verantwortliche für den Durchbruch durch die russische Front in der Schlacht bei Gorlice- Tarnow. Dafür wurde er außer der Reihe zum Generalmajor befördert. Im Dezember 1917 übernahm Seeckt die Stelle des Generalstabschefs der osmanischen Armee und wurde zum türkischen Generalleutnant ernannt. Die wirkliche Lage an der Westfront nicht kennend, überraschte ihn das plötzliche Kriegsende und die Abdankung des Kaisers. Schnell jedoch fügte er sich in die neuen Gegebenheiten. In der Hoffnung zu einem neuen geordneten Staatswesen zu gelangen, war er auch bereit, mit der republikanischen Seite zusammenzugehen. Anfang 1919 übernahm er den Posten des Stabschefs des neu errichteten Grenzschutzkommandos Nord in Königsberg, mit dem Auftrag die inneren Unruhen in den Preußischen Ostprovinzen zu unterdrücken und Ostpreußen in seinen Grenzen zu sichern. Dazu bediente man sich Freiwilligenverbänden von zweifelhafter Qualität, der Freikorps. Es gelang ihm die Soldatenräte in Königsberg zu entmachten und die Volkswehr zu entwaffnen. Die Tatsache, daß er schon zwei Monate nach der Revolution wieder im Dienst stand, ließ seinen Einfluß auch auf die weitere Politik im Reich stetig größer werden. Die Hauptaufgabe sah er in der Festigung der Regierung der Volksbeauftragten, um eine weitere Radikalisierung und Revolution zu verhindern. Im April wurde er zum Leiter der militärischen Vertretung der deutschen Friedensgesandschaft ernannt, ohne freilich etwas an den Bedingungen des Versailler Friedensdiktates ändern zu können. 1920, während des Kapp- Putsches, sprach er sich für ein Stillhalten der regirungstreuen Armeeinheiten gegenüber den auf Berlin marschierenden Putschisten aus. Er hatte erkannt, daß der Putsch wegen Mangels an politischen Ideen bald scheitern mußte und sorgte sich andererseits um den Zusammenhalt des Offizierkorps. Die Wirbel, die der Putsch auslöste, überstand er als einer der führenden Generale unbeschadet. Am 5. Juni 1920 wurde Seeckt dann offiziell zum Chef der Heeresleitung ernannt. In den folgenden Jahren widmete er sich vornehmlich dem Aufbau des neuen Heeres. War er anfangs ein Gegner der Berufsarmee, machte er nun aus der Not eine Tugend. Vor allem dem Zusammenhalt des Offizierkorps galt sein Augenmerk. Mit dem Zusammenbruch und der Revolution wurde auch dessen Ansehen und Einheit stark in Mitleidenschaft gezogen. Eine noch schärfere Auswahl der Offiziersbewerber der 100 000-Mann Armee als im Kaiserlichen Heer, verbunden mit einer mindestens 25-jährigen Dienstzeit beförderten einen Kastengeist, der sich gegen äußere, politische Einflüsse abzuschotten suchte. Weitere Ursachen waren das strikte Heraushalten der Reichswehr aus jeder politischen Betätigung und die Übernahme der Tradition der Kaiserlichen Armee.
Unter Seeckts Einfluß überstieg der Anteil der adligen Offiziere in der Reichswehr, den der Kaiserlichen Armee. Die innere Geschlossenheit der Armee war die oberste Maxime seiner Führung. Darüber wurde die Reichswehr zum Staat im Staate, zumal da der Kriegsminister Dr. Gessler seine Weisungsbefugnis nicht ausübte und den Chef des Truppenamtes weitgehend gewähren ließ.
Im Jahre 1926 wurde er von seinen zahlreichen Gegnern gestürzt. Seeckt ließ einen Sohn des preußischen Kronprinzen an einem Manöver teilnehmen, ohne die Staatsführung darüber zu informieren. Durch diese Affäre sah er sich genötigt, den Dienst zu quittieren, da er keinen genügenden Rückhalt mehr im regierenden Kabinett fand. Am 8. Oktober wurde der Mann, der die Reichswehr neu aufgebaut hatte, aus dem Dienst entlassen.
1930 kandidierte er für die DVP für den Reichstag und wurde direkt gewählt. Die Zeit als Reichstagsabgeordneter füllte er mit einer Vielzahl von Vortragsreisen und als Schriftsteller aus.
1933 ging er nach China und nahm ein Angebot Chiang Kai-Sheks an, ihm als Militärberater zur Seite zu stehen und dessen Armee aufzubauen. Am 27. Dezember 1936 starb Seeckt in Berlin.