Eduard von Flottwell
23.7.1786 in Insterburg
28.5.1865 in Berlin
Der aus einer ostpreußischen Beamtenfamilie stammende Eduard Flottwell (er wurde 1861 in den Erbadel erhoben) wurde 1786 in Insterburg geboren. Nach einem Jurastudium in Königsberg, wo er auch Kant hörte, trat er 1807 in den Justizdienst ein. Bereits fünf Jahre später wurde er Regierungsrat und bewährte sich 1813 bei der schwierigen Versorgung der russischen Truppen in Danzig erstmals im Krisenmanagement. Mit 39 Jahren stieg er zum Regierungspräsidenten in Marienwerder auf. 1830 brach der Aufstand im zu Russland gehörenden Teil Polens aus. In dieser heiklen Situation wurde er zum Oberpräsidenten der Provinz Posen ernannt, auf die der Aufstand überzugreifen drohte. Zwar konnte er den Zuzug von Freiwilligen zu den Aufständischen nicht verhindern, doch blieb die Provinz selber von einem Aufstand verschont. In den folgenden zehn Jahren bemühte er sich um eine langfristige Lösung des Nationalitätenkonflikts in seiner Provinz. Er drängte den Einfluss von Adel und Geistlichkeit, in denen er die Hauptträger des polnischen Nationalismus erblickte, zurück und versuchte, durch eine Verbesserung ihrer rechtlichen Stellung den Bauernstand ebenso zu stärken wie das Handwerk durch die Gewerbefreiheit. Zu diesem Zweck gründete er auch zahlreiche Bildungseinrichtungen. Dazu kam ein Siedlungsprogramm, das Ansiedlung von deutschen Bauern auf ehemals dem polnischen Adel gehörenden, überschuldeten Gütern vorsah, aber nur begrenzt erfolgreich war. Flottwell Maßnahmen brachten einen allgemeinen Aufschwung, wiesen aber den Weg zu einer aggressiven Minderheitenpolitik. 1840 versetzte Friedrich Wilhelm IV. Flottwell, der ja die polnische, also katholische Geistlichkeit in Posen bekämpft hatte, in die Provinz Sachsen. Mit diesem Schritt wollte der König gegenüber der katholischen Kirche seinen guten Willen bekunden, mit der er gerade zwecks Beilegung des Kölner Kirchenstreites verhandelte. In den folgenden Jahren war Flottwell in vier Provinzen Oberpräsident, zweimal Minister und außerdem rechter Abgeordneter der Paulskirche und Mitglied der ersten preußischen Kammer. Trotz seiner hohen Posten und des Vertrauens, das er bei den Königen genoß, entfaltete er nicht mehr die gleiche politische Wirksamkeit wie in seiner Posener Zeit. Er starb 1865 in Berlin.