Karte 1922

Carl Severing

geboren1.6.1875 in Herford

gestorben23.7.1952 in Bielefeld

Schlosser, Redakteur

SPD

1928 bis 1930 Reichsinnenminister von 1920 bis 1926 und

Carl Severing wurde als Sohn eines Zigarrensortierers geboren. Nach dem Besuch der Volksschule absolvierte er eine Schlosserlehre. 1893 wurde er Mitglied der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands ( SPD). Severing wanderte zwischenzeitlich in die Schweiz aus (Zürich) und war dort Mitglied des Zentralvorstands des Schweizerischen Metallarbeiterverbandes. Nach seiner Rückkehr nach Deutschland gehörte er in Bielefeld dem örtlichen Führungsgremium des Deutschen Metallarbeiterverbandes an. Von 1907 bis 1912 war Severing Mitglied des Deutschen Reichstages. In den Folgejahren betätigte er sich als Redakteur der sozialdemokratischen Zeitung „Volkswacht“ in Bielefeld. Er vertritt dort die sozialdemokratische Politik des „Burgfriedens“ während des Ersten Weltkriegs.

Mit der Novemberrevolution wurde Severing 1918 Reichskommissar für das rheinisch-westfälische Industriegebiet und kurze Zeit darauf preußischer Innenminister. In den politisch unruhigen Jahren 1919 bis 1921 leitete Severing mehrere blutige Polizeieinsätze gegen streikende bzw. aufständische Arbeiter, u.a. im Ruhrgebiet (Auflösung der „Roten Ruhrarmee“ nach dem Kapp-Putsch im März 1920) und im mittelsächsischem Industriegebiet. Für seinen unerbittlichen Einsatz polizeilicher Gewalt wurde er im linken Lager der Weimarer Republik sehr stark angefeindet. Nachdem er verschiedenen Kabinetten als preußischer Innenminister angehörte, trat er im Oktober 1926 von seinem Amt vorerst endgültig zurück, offiziell aus gesundheitlichen Gründen.

Nach den Reichstagswahlen vom 20. Mai 1928 wurde Carl Severing jedoch erneut Innenminister, diesmal des Reiches. Als die politischen Spannungen Anfang der dreißiger Jahre wieder zunahmen, ernannte ihn der preußische Ministerpräsident Otto Braun erneut zum preußischen Innenminister. Mit dem „Preußenschlag“ vom 20. Juli 1932 erklärte Reichskanzler Franz von Papen die preußische Regierung für abgesetzt. Severing verweigerte erst die Übergabe seines Amtes, wollte „nur der Gewalt weichen“, musste sich aber dann doch ins Privatleben zurückziehen. Während der zwölfjährigen Herrschaft der Nationalsozialisten lebte Severing zurückgezogen in Bielefeld.

Nach dem Zweiten Weltkrieg nahm er wieder am aktiven politischen Leben teil. 1946 wurde er Vorsitzender der SPD-Bezirksorganisation östliches Westfalen. Für das neugebildete Land Nordrhein-Westfalen arbeitete er an der neuen Landesverfassung mit.

Mitte Dezember 1949 schied er aus dem Landtag von Nordrhein-Westfalen aus. 1951 erschien seine Autobiographie „Mein Lebensweg“.

Otto Braun, Otto Wels, Carl Severing