Adolf Stoecker
11.12.1835 in Halberstadt
2.2.1919 in Bozen (Tirol)
Pfarrer, Hofprediger, Herausgeber
Deutsch-Konservative Partei
Hofprediger
Adolf Stoecker wurde 1835 als Sohn eines Kürassiers in Halberstadt geboren. Er studierte Theologie in Halle und Berlin. Er arbeitete zunächst als Hauslehrer in Riga und hatte dann verschiedene ländliche Pfarrstellen inne. 1871 wurde er Militärpfarrer, drei Jahre darauf Hofprediger in Berlin und weitere vier Jahre später auch noch Leiter der Stadtmission.
1878 gründete er die im Schatten der Konservativen operierende Christlich-Soziale Partei. Er wollte mit einer Verbindung aus Christentum, Monarchie, Sozialkonservativismus und sozialen Reformen den Sozialdemokraten mit den Arbeitern ihr klassisches Klientel streitig machen. Ein weiterer Bestandteil seines Programms sowie sein wirksamstes populistisches Mittel war der Antisemitismus, denn er zum ersten Mal zu einem Thema der Politik machte. Er identifizierte die Juden paradoxerweise sowohl mit dem rücksichtslosen, materialistischen Kapitalismus wie mit dem umstürzlerischen atheistischen Sozialismus und schuf die Vorstellung von der doppelten jüdischen Internationale, der „goldenen“ und der „roten“. Er forderte konkret die rechtliche Diskriminierung der Juden, um sie aus dem Beamtenapparat und den Bildungseinrichtungen fernzuhalten.
Der begabte Volkstribun Stoecker gewann zwar nicht die Arbeiter, dafür aber im unteren Mittelstand großen Anklang, aber auch beim Landadel, bei Pastoren und Offizieren. Dennoch hielten sich die Wahlerfolge der Christlich-Sozialen Partei in Grenzen. Stoecker selbst gehörte 1879-98 dem preußischen Abgeordnetenhaus und 1881-93 sowie1897-1908 dem Reichstag an. Seine öffentliche Wirkung hatte schon Mitte der achtziger Jahre abgenommen, als die allgemein herrschende antisemitische Stimmung wieder abflaute. Noch dazu ließen ihn seine mächtigen Verbündeten, nämlich Bismarck, der Kaiser, die Kirche, die Konservativen fallen, denen er vorübergehend ein willkommener Wahlhelfer gewesen war. 1891 musste er seine Stellung als Hofprediger aufgeben. Es erwies sich jedoch, dass sein Wirken einen fruchtbaren Nährboden für spätere antisemitische Bewegungen bereitet hatte. Er starb 1909.