Karte 1922

Widerstand

Organisierter aktiver und passiver Widerstand gegen eine Regierung, eine Diktatur, Besatzungsmacht oder Fremdherrschaft. Aktiver Widerstand zielt auf den Sturz des Regimes mit Sabotageakten, Attentaten und Umsturzversuchen. Passiver Widerstand setzt zivilen Ungehorsam, Demonstrationen, Streiks ein. Im engeren Sinne die Opposition gegen die Gewaltherrschaft und die Kriegspolitik der faschistischen Diktaturen in Europa zwischen 1922 und 1945, insbesondere gegen die NS-Herrschaft in Deutschland sowie in den seit 1938/39 besetzten Ländern, wo sich der durch Exilvertretungen und die Kriegsgegner Deutschlands auch von außen unterstützte Kampf zugleich gegen die Kollaborateure mit der Besatzungsmacht richtete. Es bestand jedoch keine Verbindung zwischen dem Widerstand gegen die national-sozialistischen Machthaber in den besetzten Ländern und dem deutschen Widerstand. In Deutschland richtet sich der Widerstand gegen die Unterdrückung jeglicher Opposition, das Einparteiensystem, die Euthanasie, die Judenverfolgung, die Kriegsführung und die Expansionspolitik. Die Zielsetzungen waren uneinheitlich, gemeinsam war nur die Gegnerschaft zu Hitler. In Zahlen lässt sich der deutsche Widerstand nur schwer beziffern, weil das Nazi-Regime nach der Machtübernahme sofort begann, der Opposition verdächtigte Personen (vor allem Kommunisten und Sozialisten) per Schutzhaftanwendung einzusammeln und in Konzentrationslagern zu internieren. Zu diesen Häftlingen, die ohne Todesurteil starben, kamen noch die „regulär“ vollstreckten Todesurteile für politische Delikte hinzu. Es gibt Schätzungen, nach denen von maximal 50 000 Oppositionellen 1933 im Jahre 1935 nicht mehr als 500 übrig waren, weshalb die für diesen Zweck eingerichteten Konzentrationslager geschlossen und neue, für vorrangig andere Ziele gedachte Lager gebaut werden konnten. Der Widerstand, der sich dennoch während des Dritten Reiches in Deutschland entwickelte, hatte zu keinem Zeitpunkt eine Massenbasis und war stark zersplittert. Das Spektrum umfaßte organisierte Kräfte der Arbeiterbewegung wie John Schehr (1896-1934), Liselotte Herrmann (1909-1938), Stefan Lovasz, Josef Steidle und Arthur Göritz, die bereits vor 1939 zum Tode verurteilt wurden, die Kommunistische Widerstandsgruppe um Anton Saefkow, Franz Jacob und Bernhard Bästlein, Gruppen in Berlin, die rund 50 Frauen und über 100 Männer umfassten und von der Gestapo mit dem Sammelbegriff "Rote Kapelle" belegt wurden, zu denen u.a. Arvid Harnack (1901-1942), Adam Kuckhoff (1887-1943), Hans Coppi (1916-1942), Wilhelm Schürmann-Horster (1900-1943) gehörten, aber auch nichtorganisierte Arbeiter wie der Einzelgänger Georg Johann Elser  (1903–1945) (Sprengstoffattentat auf Hitler am 8.11. 1939). Zu der Widerstandsgruppe, die später von der Geheimen Staatspolizei als "Kreisauer Kreis" bezeichnet wurde, gehörten u.a. Helmuth James Graf von Moltke (1937-1945), Carlo Mierendorff 1897-1943), Horst von Einsiedel (1906-1944), Hans Bernd von Haeften (1905-1944), Adolf Reichwein (1898-1944), Peter Graf Yorck von Wartenburg (1904-1944), Theodor Haubach (1903-1945), Eugen Gerstenmaier (1906-1986), Alfred Delp (1907 - 1945). Es gab Jugendgruppen, etwa die Mitglieder der politischen Jugendopposition “Weiße Rose“ wie Hans Scholl (1918-1943), Sophie Scholl (1921-1943), Alexander Schmorell (1917-1943), Christoph Probst (1919-1943), Willi Graf (1918-1943) und der Professor Kurt Huber (1893-1943), die alle 1943 hingerichtet wurden, ebenso wie die unpolitischen oppositionellen Jugendgruppen “Edelweißpiraten“ und die "Swingjugend", die sich erst ab 1940 unter dem Druck ihrer Verfolgung politisierten. Es gab den Widerstand konservativ-nationalistischer Kreise, deren Opposition gegenüber dem Hitlerregime auf dessen Machtmißbrauch, nicht auf der autoritären Staatsführung beruhte, wie etwa Carl Friedrich Goerdeler (1884-1945), Cuno Raabe (1888-1971) oder die Militärs, die aus einer nationalkonservativen Haltung heraus Oppositionskreise in der Reichswehr bildeten wie Ludwig Beck (1880-1940), Hans Oster (1887-1945), Wilhelm Canaris (1887-1945), Hans von Dohnanyi (1902-1945), Franz Halder (1884-1972), bis zu jenen hohen Funktionären, die am 20. Juli 1944 am Attentat auf Hitler beteiligt waren und dafür noch im selben Jahr hingerichtet wurden, u. a. :Henning von Tresckow (1901-1944), Claus Schenk Graf von Stauffenberg (1907-1944, Friedrich Olbricht (1888-1944), Albrecht Ritter Mertz von Quirnheim (1905-1944), Erich Hoepner (1886-1944), Werner von Haeften (1908-1944), Hans-Bernd von Haeften (1905-1944), Friedrich Gustav Jaeger (1895-1944), Paul von Hase (1885 - 1944), Adam von Trott zu Solz (1909 - 1944), Albrecht von Hagen (1904-1944). Auch Gläubige und ihre Kirchenvertreter widersetzten sich den Maßnahmen und Forderungen der Nationalsozialisten wie etwa Clemens August Graf von Galen (1878-1946), Bernhard Lichtenberg (1875-1943), Dietrich Bonhoeffer (1906-1945). Damit sind nur einige Namen genannt, der jüdische Widerstand, der Widerstand innerhalb der Konzentrationslager ebenso wie die vom Exil außerhalb Deutschlands ausgehenden Aktionen sind unberücksichtigt.