Wilhelm Voigt
"Hauptmann von Köpenick"
13.2.1849 in Tilsit
3.1.1922 in Luxemburg
Schuhmacher
Wilhelm Voigt wurde 1849 als Sohn eines Schuhmachermeisters in Tilsit geboren. Mit vierzehn Jahren wurde er wegen eines geringen Vergehens zu zwei Wochen Zuchthaus verurteilt. Von da an war er als Vorbestrafter stigmatisiert, was ihm seinen Lebensweg sehr erschweren sollte. So verletzte es ihn sehr, dass ihm sein freiwilliger Eintritt in ein berühmtes Dragonerregiment wegen seiner Vorstrafe versagt wurde. 1867 wurde Voigt in Berlin wegen der Fälschung von Postanweisungen zu zwölf Jahren verurteilt. Nach seiner Entlassung zog er als wandernder Schustergeselle durch mehrere Staaten. Zurück in Berlin wurde er bald wieder straffällig. 1906 wurde Voigt nach der Verbüßung einer Haftstrafe aus Berlin ausgewiesen. Zu diesem Zeitpunkt hatte er fast die Hälfte seines Lebens im Gefängnis verbracht. Die Ausweisung brachte ihn zu dem Entschluss, ins Ausland zu gehen. Das nötige Geld wollte er als Offizier verkleidet aus dem Köpenicker Rathaus entwenden. Dabei half ihm die eifrige Lektüre militärischer Bücher, für die er im Gefängnis genug Zeit gefunden hatte. Er erwarb eine gebrauchte Hauptmannsuniform, kommandierte neun Soldaten von der Straße weg ab und besetzte das Köpenicker Rathaus. Dort verhaftete er den Bürgermeister und hob ungestört die Stadtkasse aus. Dank der im wilhelminischen Deutschland allgemein verbreitete Hörigkeit gegenüber der Uniform hatte er leichtes Spiel. Voigt wurde nach einigen Wochen verhaftet und zu sechs Jahren Haft verurteilt. Dennoch hatte der „Hauptmann von Köpenick“ die Sympathien und die Lacher auf seiner Seite. Nachdem er schon nach eineinhalb Jahren Haft vom Kaiser begnadigt worden war, verdiente er auf Vortragsreisen gutes Geld. So wurde es ihm möglich, sich in Luxemburg niederzulassen, wo er im Jahr 1923 starb.