Karte 1922

Bernhard von Bülow

geboren3.5.1849 in Klein Flottbeck bei Hamburg

gestorben28.10.1929 in Rom

Jurist

17.10.1909 bis 14.7.1909 Staatskanzler/Reichskanzler Deutsches Reich

Bernhard Heinrich Martin Graf von Bülow wurde 1849 in Klein-Flottbeck bei Altona geboren. Sein Vater Bernhard Ernst war Diplomat und Politiker, unter Bismarck wurde er Staatssekretär im Auswärtigen Amt. Die väterliche Karriere sollte Bülow später die nötige Protektion geben.

Nach dem Gymnasium und dem Jurastudium in Berlin und Leipzig schlug er die diplomatische Laufbahn ein. Nachdem er über verschiedenen Sekretärs-, Gesandten- und Botschafterposten immer weiter aufgestiegen war, wurde er 1897 zum Staatssekretär des Auswärtigen Amtes ernannt. Drei Jahre später erfolgte die Ernennung zum Reichskanzler und preußischen Ministerpräsidenten. Als Außen„minister“ und Reichskanzler trieb er die deutsche Kolonialpolitik voran und setzte die zwischen England und Russland lavierende „Politik der freien Hand“ fort, die irrigerweise von einem unüberwindlichen Gegensatz zwischen den beiden potentiellen Verbündeten ausging. Das Ergebnis war die fortschreitende Isolierung des Deutschen Reiches durch die Bündnisschlüsse Englands mit Frankreich 1904 und Russland 1907.

In der für ihn ungewohnten Innenpolitik regierte Bülow mit Hilfe wechselnder Mehrheiten. Mit den Stimmen von Zentrum und Konservativen erreichte er 1902 die Erhöhung der Schutzzölle für Agrarprodukte. Aus Liberalen und Konservativen schmiedete er 1906 den „Bülow-Block“. Ihn brauchte er für die Bewilligung des durch den „Hottentotten“-Aufstand (Aufstand der Herero und Nama in Deutsch Südwest-Afrika) notwendig gewordenen Nachtragshaushalts von 1905. Daraufhin hatte er den Reichstag aufgelöst und die folgenden „Hottentottenwahlen“ erfolgreich durch nationalistische Agitation beeinflusst.

Bülows Stellung wurde 1908 durch die Daily-Telegraph-Affäre empfindlich geschwächt. Dass die englische Zeitung ein Interview voller deplazierter und England herausfordernder Äußerungen des Kaisers veröffentlichte, fiel insofern in Bülows Verantwortung, da das Manuskript des Interviews zwecks seiner Zustimmung über seinen Schreibtisch gegangen war. Als dann ein Jahr später es zu Querelen um den Haushalt und zum Zerfall des Blocks über die Frage der Reform der Erbschaftssteuer kam, reichte er seinen Abschied ein (1909).

In der Zeit nach seiner Kanzlerschaft lebte Bülow die meiste Zeit in Rom. 1914 wurde er noch einmal Sonderbotschafter und sollte Italien zu einem Verbleib im Dreibund überzeugen. 1917 kam er als möglicher Nachfolger von Bethmann Hollweg noch einmal ins Gespräch. Er starb 1929.

Bernhard von Bülow