Auguste Viktoria von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Augustenburg
22.10.1858 in Dolzig/Niederlausitz
11.04.1921 in Utrecht
1888 bis 1918 Deutsche Kaiserin
Auguste Viktoria wird am 22.10.1858 als Tochter von Friedrich Christian August, Prinz von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Augustenburg und dessen Gemahlin Adelheid, Prinzessin zu Hohenlohe-Langenburg im Schloss Dolzig/Niederlausitz geboren. Sie wächst in ländlicher Umgebung auf und ist noch ein Kind, als sich ein schwerer Konflikt zwischen Preußen und ihrem Vater entwickelt. Dieser meldet nach dem Tod des dänischen Königs Friedrichs VII. seine berechtigten Ansprüche als Herzog Friedrich VIII. auf Schleswig-Holstein an und nimmt seine Residenz in Kiel. Ein separates Schleswig-Holstein passt nicht in Bismarcks Pläne, das Herzogtum wird schließlich Preußen angegliedert. Auguste Viktorias Vater muss verzichten und zieht sich als Privatmann nach Gotha zurück. Ab 1869 lebt die Familie in Primkenau in Niederschlesien. Augustes wird von Privatlehrern erzogen. Reisen führen u.a. nach Frankreich und auch zur Großtante, Königin Viktoria, nach Schloss Windsor. Bei solchen Besuchen lernt Prinz Wilhelm von Preußen Auguste Viktoria kennen. An einer Verbindung, die zunächst als nicht standesgemäß gilt, sind dennoch mehrere Parteien interessiert, der geprellte Herzog, Wilhelms Mutter, und vor allem auch Bismarck, der wenig von ausländischen Prinzessinen hält und die Heirat als Wiedergutmachung, als „den freudigen Schlussakt eines konfliktreichen Dramas“ sieht. Am 2.Juni 1880 findet in Schloss Babelsberg die Verlobung statt, am 27.2.1881 in Berlin die Hochzeit. Am 6.5.1882 wird Sohn Wilhelm geboren. „Hurra vier Kaiser“ soll das Volk in Berlin gejubelt haben, dennoch lebt und regiert Urgroßvater Wilhelm I. Dass dieser Wilhelm kein Kaiser mehr werden würde ahnte noch niemand. Nacheinander folgen fünf Söhne und eine Tochter, Viktoria Luise. Nach dem Tod des Vaters wird Wilhelm II. am 15.6.1888 Deutscher Kaiser und Auguste Victoria Deutsche Kaiserin. Während Wilhelm die bekannte und letztlich gescheiterte Politik betreibt oder zulässt und die Prinzen in einer Kadettenanstalt erzogen werden, profiliert sich Auguste Viktoria zur Landesmutter. Wohltätigkeit und soziale Fürsorge stehen auf ihrem Programm, das sich durchaus in staatlicher Sozialpolitik niederschlägt. Die Kaiserin gründet den „Evangelisch-kirchlichen Hilfsverein“, der bald landesweit agiert und hilfreiche Aktivitäten in allen sozialen Bereichen entwickelt, von der linken Presse als reaktionär und einseitig religiös kritisiert. Augustes Einfluss ist es sicher zuzuschreiben, das der Kaiser von einem „sozialen Königtum der Armen“ fantasiert und sich darüber mit dem realistischer denkenden Bismarck 1890 überwirft. Der auch von Auguste Viktoria gegründete „Evangelische Kirchenbauverein“ sorgt dafür, dass in und um Berlin 58 neue Kirchen gebaut werden. Die Kaiserin übernimmt die Schirmherrschaft über die „Deutsche-Rotkreuz-Gesellschaft“ und den „Vaterländische Frauenverein“. 1898 unternimmt das Kaiserpaar eine Palästinareise und weiht in Jerusalem die evangelische Erlöserkirche ein. Ein Jahr später stiftet die Kaiserin die Frauenhilfe des Evangelisch-Kirchlichen Hilfsvereins, die 1917 mehr als 500.000 Mitglieder zählt und sich um Mütterschutz und den Abbau der Säuglingssterblichkeit kümmert. Im Sommer 1914 begleitet die Kaiserin ihren Mann bei allen öffentlichen Auftritten, auch bei den beiden Balkonreden. Religiös und patriotisch verfasst sie nach der Mobilmachung am 6.8.1914 einen Aufruf an die deutschen Frauen. Im Krieg fördert sie die Pflege von Verwundeten, besucht zahlreiche Lazarette. 1918 wickelt sie in Potsdam und Berlin den Umzug ins niederländische Exil ab. Der Rat der Volksbeauftragten stellt ihr einen Sonderzug, mit dem sie am 27.11.1918 Potsdam verlässt. In der Provinz Utrecht bezieht sie mit ihrem Gemahl das Haus Doorn. Als sich 1920 ihr jüngster Sohn, wohl aus Verzweiflung über das Schicksal der Eltern, umbringt, ist sie tief erschüttert. Auguste Viktoria stirbt am 11.April 1921. Ihr Leichnam wird nach Potsdam überführt und im Antiken-Tempel des Parks von Schloss Sanssouci neben dem Sohn Joachim beigesetzt.