Alfred von Tirpitz
19.3.1849 in Küstrin
6.3.1930 in Ebenhausen
Offizier
DVP
1897 bis 15.3.1916 Staatssekretär im Reichsmarineamt
Alfred Tirpitz (1900 geadelt) wurde als Sohn eines Justizbeamten 1849 in Küstrin geboren. Er brach das Gymnasium ab, um Marineoffizier zu werden. Er machte eine Bilderbuchkarriere und war unter anderem verantwortlich für die Entwicklung der neuen Torpedoboote.
1897 berief ihn der flottenbegeisterte Wilhelm II. zum Staatssekretär (also Chef) im Marineministerium. Tirpitz leitete bald nach seinem Amtsantritt mit dem 1. Flottengesetz die deutsche Flottenrüstung vor dem Ersten Weltkrieg ein. Er setzte sein Konzept einer gegen England gerichteten Schlachtflotte in Verbindung mit einer kleinen Kreuzerflotte durch. Auf lange Sicht strebte er die maritime Ebenbürtigkeit des Deutschen Reichs mit England an. Mittelfristig sollte Deutschland als Gegner gefährlicher und als Partner attraktiver werden. Vor allem sah Tirpitz, und nicht nur er, in der Seemacht die Voraussetzung für eine Weltmachtstellung, wie sie seiner Meinung nach unentbehrlich für Deutschland geworden war. Dahinter standen, wie bei vielen seiner Zeitgenossen, sozialdarwinistische Vorstellungen. Er sah die Macht und die Fortexistenz Deutschlands gefährdet durch die „Riesennationen Panamerika, Greater Britain, das Slawentum und [...][die] mongolische Rasse mit Japan an der Spitze“. Tirpitz warb ebenso wie der Kaiser persönlich für das Vorhaben und fand breite Unterstützung in der Öffentlichkeit, wie die große Mitgliederzahl des Flottenvereins zeigt.
Die Flottenpolitik entwickelte eine immer stärkere Eigendynamik, bis sie 1905 zu einem Wettrüsten mit England führte, das die Finanzen des Reichs zu überlasten drohte. Nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs spielte die teure Flotte allerdings keine kriegsentscheidende Rolle. England hatte seinen Vorsprung gewahrt und durch eine Fernblockade die von Tirpitz ursprünglich angestrebte Seeschlacht ohnehin unmöglich gemacht. Tirpitz selber hatte auf die militärischen Entscheidungen keinen Einfluss. Man räumte ihm eine gewisse politische Mitsprache ein, die er aber mit dem Drängen auf den politisch völlig unklugen uneingeschränkten U-Boot-Krieg verwirkte, so dass er 1916 entlassen wurde. Nach dem Krieg war er Abgeordneter für die chauvinistische „Vaterlandspartei“. Er starb 1930.