Friedrich Julius Stahl
16.1.1802 in München
10.8.1861 in Bad Brückenau
Staatsrechtler
Friedrich Julius Stahl wurde als Julius Jolson 1802 in München geboren. Sein Vater war ein jüdischer Kaufmann, der sowohl eine orthodox-religiöse als auch eine gymnasiale Bildung für seinen Sohn veranlasste. 1819 wurde Julius Jolson Lutheraner und nannte sich von da an Friedrich Julius Stahl. Zeit seines Lebens blieb er ein strenggläubiger Christ; seine Religiosität bestimmte sein Denken maßgeblich.
1819-24 studierte er Rechtswissenschaften in Würzburg, Heidelberg und Erlangen. Burschenschaftlerische Aktivitäten verzögerten seine Promotion bis 1826, 1832 wurde er Professor in Erlangen, dann in Würzburg. 1840 nahm er einen Ruf nach Berlin an. Hier überarbeitete er seine 1837 erstmals erschienene „Philosophie des Rechts“, die zusammen mit „Das Monarchische Prinzip“ sein Hauptwerk darstellt. Er bestreitet darin die Möglichkeit, Recht und Gerechtigkeit auf menschliche Rationalität zu gründen, wie es das in der Aufklärung entstandene Naturrecht tat. Statt dessen sei die offenbarte christliche Religion die einzige mögliche Grundlage. Von dem als Person begriffenen Gott stammt die in Staat und Kirche verkörperte Ordnung, er autorisiert die Obrigkeit und das bestehende Recht. Die von ihm bevorzugte Obrigkeit ist die Monarchie, die eine organische Institution von unübertroffenem, sittlichem Charakter darstellt. Gleichwohl ist der Monarch nicht absolut, auch wenn ihm als Souverän die letzte Entscheidung zusteht, sondern an das bestehende, historisch gewachsene Recht gebunden. Hier lehnt sich Stahl an die Historische Rechtsschule Karl Friedrich von Savignys an. Mit seiner Rechts- und Staatsphilosophie wurde Stahl einer der wichtigsten Ideologen der preußisch-deutschen konstitutionellen Monarchie.
1848 schloss sich Stahl den konservativen Kreisen in Berlin an und wurde dank seiner Rednerqualitäten einer ihrer Wortführer. Er gehörte der zweiten Kammer und dem Herrenhaus an und war ein einflussreicher Kirchenpolitiker, außerdem Rektor der Berliner Universität. Er starb 1861.
