Minna Cauer
1.11.1842 in Freyenstein
3.8.1922 in Berlin
Cauer Minna wuchs als drittes Kind in einem ländlichen Pfarrhaus in der Ostprignitz auf. Mit 21 Jahren heiratete sie den Arzt August Latzel. Ihr Sohn starb bereits mit zwei Jahren, ihren mittlerweile geisteskranken Mann verlor sie 1866. Cauer bestand 1867 ihr Lehrerinnenexamen und übte diesen Beruf für ein Jahr in Paris aus. Nachdem sie 1869 zum zweiten Mal heiratete, verließ sie Frankreich und ging mit ihrem Mann, der aus einer weit verzweigten schlesischen Familie stammte, die viele bedeutende Maler und Bildhauer hervorbrachte, nach Berlin. Eduard Cauer trat eine Stelle als Schulrat in der preußischen Hauptstadt an. Minna Cauer war erst vierzig, als ihr zweiter Mann nach zwölfjähriger Ehe starb.
Sie setzte sich mit der gesellschaftlichen Stellung der Frauen auseinander, bis sie 1888 den Frauenhilfs- und Solidaritätsverein „Frauenwohl“ gründete, dem sie bis 1919 vorstand. Die von ihr ab 1895 herausgegebene Zeitschrift „Frauenbewegung“ wurde zur Stimme der bürgerlichen Frauenbewegung, deren Hauptanliegen das politische Stimmrecht der Frauen darstellte. Hier entwickelte Cauer sich zur Führerin des linken Flügels dieser Bewegung. 1915, während des Ersten Weltkrieges, verurteilte sie mit scharfen Worten den Bund Deutscher Frauenvereine, der den Haager Internationalen Frauenkongress boykottierte. Noch als beinahe 80-Jährige trat sie auf zahlreichen Veranstaltungen und Kundgebungen gegen die Bedingungen des Versailler Vertrages auf.