Bekennende Kirche
In der Evangelischen Kirche war der Dahlemer Pfarrer Martin Niemöller einer der konsequentesten NS-Gegner. Er gründete im September 1933 den Pfarrer-Notbund, der Anfang 1934 rund 7.000 Mitglieder zählte. Der Versuch, die "Gleichschaltung" der Kirche mit allen Mitteln einschließlich der Inhaftierung missliebiger Geistlicher voranzutreiben, führte zu einer Verbreiterung der Opposition über den Notbund hinaus, aus der die "Bekennende Kirche" hervorging, die nun zum Zentrum der protestantischen Opposition gegen die "Reichskirchenregierung" wurde. Die politische Opposition trat erst später zur in der Kirchenpolitik begründeten hinzu. Zunächst wollten die Gegner Hitlers Eingriffe in die Kirche nicht akzeptieren und die traditionellen Selbstverwaltungsstrukturen, also die 28 selbständigen evangelischen Landeskirchen, verteidigen. Ebenso sollte die Kirche nicht in den Staat eingreifen. Die Opposition formulierte ihre Forderungen im Mai 1934 auf der Synode in Wuppertal-Barmen. Der Staat und das Volk unterliegen beide der christlichen Verantwortung, so die "Barmer Theologische Erklärung". Falsche Lehre und Anwendung von Gewalt wurden ausdrücklich abgelehnt. Karl Barth formulierte auf der Synode folgende Sätze: "Wir verwerfen die falsche Lehre, als könne und müsse die Kirche als Quelle ihrer Verkündigung außer und neben diesem einen Wort Gottes auch noch andere Ereignisse und Mächte, Gestalten und Wahrheiten als Gottes Offenbarung anerkennen." Noch im Herbst 1934 kündigte sie dem Reichsbischof unter Berufung auf kirchliches Notrecht den Gehorsam auf und setzte gegen ihn eine "Vorläufige Kirchenleitung" ein. Sie berief sich in der Auseinandersetzung mit dem NS-Staat und mit den "Deutschen Christen", die sich als "SA Jesu Christi" verstanden ("Christus ist zu uns gekommen durch Adolf Hitler!"), auf ein "Kirchliches Notrecht", das den religiösen Widerstand legitimierte. Besonders gegen den "Arierparagraphen" im Dienstrecht, den deutlichsten Verstoß gegen evangelische Glaubensgrundsätze, formierte sich die innerkirchliche Opposition. Niemöller lehnte die Entlassung von evangelischen Geistlichen "jüdischer Herkunft" ab. Die Gleichschaltung der Landeskirchen mit der Reichskirche konnte aber nicht verhindert werden. Die Bekennende Kirche spaltete sich in zwei Lager, die eine Zusammenarbeit mit der NS-Regierung entweder strikt ablehnten oder befürworteten. Nach der Kanzelankündigung vom 5. März 1935, in der die "rassisch-völkische Weltanschauung" vom oppositionellen Flügel der bekennenden Kirche scharf abgelehnt wurde, wurden 700 Pfarrer verhaftet. Amtsbehinderungen, Ausreiseverbote, Redeverbote, Verbannungen, Aufenthaltsverbote, Haft, KZ, Kollektverbot und die Schließung freier Hochschulen kennzeichneten den Kampf der Gestapo gegen die " Bekennende Kirche". Manche von ihnen, wie der Theologe Dietrich Bonhoeffer, bezahlten mit dem Leben. Martin Niemöller wurde 1937 festgenommen; er überlebte die KZ-Haft in Sachsenhausen und Dachau.