Friedrich Heinrich Ernst Freiherr von Wrangel
13.4.1784 in Stettin
1.11.1877 in Berlin
Militär
Den Revolutionären im Berlin von 1848 galt er als sturer Komißkopf und Abbild des preußischen Militärstaates, bei den Bürgern Preußens war er wegen seiner Volkstümlichkeit sehr beliebt, so daß man ihm den Beinname Papa Wrangel gab. Hindenburg nannte Wrangel den volkstümlichsten General, den Preußen, Deutschland je gehabt hätte. Andererseits schreckte er nicht vor repressiven Maßnahmen gegenüber der gegnerischen Zivilbevölkerung zurück. Bei seinen Untergebenen und Soldaten genoß er jedoch großes Vertrauen und Achtung. In jedem Fall war er der am längsten im Dienst befindliche Soldat der deutschen Geschichte. Noch geboren in der Zeit Friedrichs des Großen, diente er in 80 Jahren vier preußischen Königen. Davon allein 50 Jahre im Generalsrang.
Friedrich Heinrich Ernst von Wrangel war Sproß eines alten Adelsgeschlechtes, das in hohen Positionen in Rußland, Dänemark, Schweden und Preußen zu finden war. Er wurde als Sohn des späteren Generalmajors und Kommandanten von Kolberg Oberst von Wrangel in Stettin am 13.April des Jahres 1784 geboren. Bereits mit 12 Jahren trat der Knabe als Junker in ein Königsberger Dragonerregiment ein, mit 14 war er schon Leutnant. Trotz seiner Jugend zeichnete sich der junge Kavallerieoffizier im Krieg gegen Napoleon 1806/07 durch verwegene und erfolgreiche Angriffe auf überlegenen Feind aus. Während der Schlacht erwies er sich als Tollkühn und nahm wenig Rücksicht auf die Gefahr. Für seine Verdienste während dieses Krieges wurde er zum Major befördert. 1814 deckte er mit seinen Kürassieren den Ausbruch des Korps Blücher, welches zuvor von den Franzosen eingeschlossen worden war.
Einen französischen Parlamentär, der Wrangel zur Übergabe aufforderte, schoß er nieder und leitete damit eine wilde Attacke ein, die zum Durchbruch der französischen Linien bei Etoges führte und seinen Namen berühmt werden ließ. Noch Jahre später verbindet man mit seinem Namen den Durchbruch von Etoges. Nach dem siegreichen Abschluß der Kampfhandlungen von 1814 begleitete Wrangel seinen König nach London. Das dortige politische System einer konstituellen Monarchie lehnte er als untauglich ab. An den weiteren Kämpfen des Jahres 1815 schließlich, gegen den aus der Verbannung zurückgekehrten Napoleon, nahm er nicht aktiv teil.
1823 wurde Wrangel mit 39 Jahren zum Generalmajor befördert, damit war er der jüngste General der preußischen Armee. Als 1848 Dänemark versuchte das Herzogtum Schleswig sich einzuverleiben, ergriff ein nationales Pathos die übrigen Gebiete des Deutschen Bundes, welcher daraufhin beschloß eine Reichsarmee gegen Dänemark marschieren zu lassen. Wrangel wurde mit deren Oberkommando betraut. Der Feldzug gegen Dänemark verlief zwar erfolgreich, mußte aber wegen diplomatischer Verwicklungen abgebrochen werden. Nach seiner Rückkehr von dem Feldzug beauftragte König Friedrich Wilhelm IV. seinen ergebenen General die Revolution, welche 1848 in Berlin die öffentliche Gewalt inne hatte, niederzuschlagen. Aufgrund der Uneinigkeit der Revolutionäre und der massiven preußischen Truppenpräsenz, gelang es Wrangel die Bürgerwehr einzuschüchtern, und die alte Ordnung in Berlin ohne Blutvergießen wiederherzustellen. 1856 zu seinem 60.jährigen Dienstjubiläum wird General Wrangel schließlich zum Generalfeldmarschall ernannt.
Auch als es im Jahre 1864 um das Herzogtum Schleswig neuerlich einen Konflikt mit Dänemark gab, wurde wiederum ein Reichsheer aufgestellt. Bestehend aus österreichischen und preußischen Kontingenten wurde der nunmehr 70 jährige Feldmarschall Wrangel mit dem Oberbefehl beauftragt. Im darauffolgenden ersten deutschen Einigungskrieg zwischen dem deutschen Bundesheer und Dänemark zeigte sich aber, daß er mit diesem Feldzug überfordert war. Seine wenig erfolgreiche Operationsführung, kulminierend im verlustreichen Sturm auf die Düppler Schanzen, führte schließlich zu seiner Ablösung. Die Operationen führte nun der preußische Generalstabschef von Moltke persönlich.
Zum Deutschen Krieg 1866 meldet sich der greise 82 jährige Feldmarschall freiwillig zum Einsatz in das Kürassierregiment, welches seinen Namen trug, kam allerdings nicht mehr zum Einsatz, da sein Regiment in Reserve gehalten wurde.
Am 15. August 1876 beging Wrangel, einzigartig in der deutschen Militärgeschichte, sein 80.jähriges Dienstjubiläum. Bis dahin hatte er längst alle Orden, Ehrenzeichen und Auszeichnungen erhalten, die Preußen zu vergeben hatte.
Am 1. November 1877 stirbt Wrangel schließlich im Alter von 93 Jahren. Beigesetzt wurde er in seiner Heimatstadt in Stettin.