Friedrich Wilhelm von Seydlitz
3.2.1721 in Kalkar
8.11.1773 in Ohlau
Offizier
General der Kavallerie
Friedrich II. selbst sagte von seinem General nach dessen Tod: „Seydlitz ist das edelste Los geworden, welches ein Soldat erreichen kann, er lebte unübertroffen, er stirbt, ohne ersetzt werden zu können.“ Seydlitz gilt bis zum heutigen Tag als der Inbegriff des herausragenden, genialen Reiterführers, nicht nur für seine Epoche, sondern weit darüber hinaus.
Friedrich Wilhelm von Seydlitz entstammt einer Familie des preußischen Uradels, deren Mitglieder traditionell in Diensten der Landesherren und des Staates standen. Besonders zahlreich waren die Seydlitz´ als Militärs vertreten. Friedrich Wilhelm wurde als Sohn des preußischen Kavalleriehauptmannes Daniel Florian von Seydlitz am 3. Februar 1721 in Kalkar am Niederrhein geboren. Bereits als Kleinkind erhielt der junge Friedrich Wilhelm von seinem Vater eine gründliche Reiterausbildung. Schon seit frühester Jugend fiel der Knabe in seiner Schulzeit und während seiner fünf Jahre als Page am Hof des Markgrafen Friedrich Wilhelm von Brandenburg- Schwedt durch seine reiterischen Fähigkeiten und sein draufgängerisches Verhalten auf. Neben seiner weiteren reiterischen Ausbildung und anderen schulischen Fächern lernte er dort auch Französisch und Latein. Damit überstieg seine Bildung diejenige eines durchschnittlichen preußischen Offiziers bei weitem. Dennoch blieb Seydlitz Zeit seines Lebens ein dem Praktischen zugeneigter Mensch, der für abstraktes Theoretisieren nichts übrig hatte. Mit Vollendung des 19. Lebensjahres trat Seydlitz als Kornett (Fahnenjunker) in das Kürassier Regiment des Markgrafen von Brandenburg- Schwedt ein. Mit diesem Regiment zog er 1740 in den Ersten Schlesischen Krieg.
Sein erstes Gefecht führte der leidenschaftliche Reiter ironischerweise aber zu Fuß. An dessen Ende stand die Gefangennahme. Erst im Zweiten Schlesischen Krieg war es Seydlitz vergönnt zu zeigen, was in ihm steckte. Nach seiner Auswechselung und einer kurzen Dienstzeit in seinem alten Regiment, wurde er dann 1743 zum Rittmeister (Hauptmann) und Schwadronschef (Kompaniechef) in einem Husarenregiment durch Überspringen des Leutnantranges befördert. In dieser Stellung nahm er am Zweiten Schlesischen Krieg teil.
Von Beginn an zeichnet sich Seydlitz durch besonderen Mut und Einfallsreichtum aus. Diese Eigenschaften, gepaart mit einer raschen Auffassungsgabe und dem sicheren Gespür für die Situation, sowie der Fähigkeit des Abwarten könnens auch in kritischen Lagen, ließen den jungen Offizier eine rasante Karriere machen. Als besonders lohnend erwies sich nun die Friedensausbildung, die er seiner Schwadron angedeihen ließ. Besonderen Wert legte er auf das reiterische Können eines jeden Soldaten. Seydlitz führte eine planmäßige Einzelausbildung der Soldaten ein, wie sie bis dahin weitgehend unbekannt war. Während einer Besichtigung 1744 durch Friedrich II. befand dieser die seydlitzsche Schwadron als so hervorragend, dass er diese zum Vorbild aller anderen Kavallerieverbändeseiner Armee machte. Auch der Umgang mit seinen Soldaten zeichnete Seydlitz als militärischen Führer in besonderer Weise aus. In einer Zeit , in der die Prügelstrafe noch an der Tagesordnung war, lehnte er in seinem Verantwortungsbereich alle entehrenden Strafen, insbesondere die Stockschläge, ab und erwarb sich so das unbedingte Vertrauen seiner Männer, obwohl er es in der Ausbildung nicht an Härte fehlen ließ. Statt Repressionen anzuwenden, legte er mehr Wert auf die Motivation seiner Untergebenen und auf das Führen durch persönliches Vorbild. Als Major wurde Seydlitz in der Schlacht von Soor 1745 erstmals verwundet.
1752 erhielt er dann sein eigenes Regiment mit der Beförderung zum Oberstleutnant. Nach nur fünf Monaten erfolgte die nächste Versetzung als Kommandeur eines Kürassierregimentes. Mit 34 Jahren folgte dann die Beförderung zum Obersten. Auch dieses Regiment unterzog er seiner Ausbildung, mit dem Schwergewicht auf der Einzelausbildung zu Pferde (auf der Bahn, in der Halle und im Gelände). Den Siebenjährigen Krieg begann Seydlitz in dieser Dienststellung. In der Schlacht von Kolin 1757 war es das Verdienst von Seydlitz, das aus der schweren Niederlage der preußischen Armee keine totale Katastrophe wurde. An Stelle des gefallenen Kommandeurs übernahm Seydlitz den Befehl über die Kavalleriebrigade, zu der auch sein Regiment gehörte. Mit dieser gelang es ihm durch unermüdliche Attacken den Rückzug der geschlagenen Infanterie zu decken. Zwei Tage nach der Schlacht wurde Seydlitz von seinem König nach nur zwei Jahren als Oberst mit erst 36 Jahren zum Generalmajor ernannt. Den glänzenden Sieg 1757 bei Roßbach hatte Friedrich II. in erster Linie seinem nun legendär gewordenen Reitergeneral zu verdanken, der es wie kein Zweiter verstand, mit Eiseskälte abzuwarten, bis der ideale Moment für die Attacke gekommen war. Für diese Leistung verlieh Friedrich II. seinem verdienten General den schwarzen Adlerorden, die höchste Auszeichnung, die er zu vergeben hatte. Niemals zuvor wurde er einem Generalmajor zuteil, der nicht fürstlichen Geschlechts war. Nach der Schlacht von Roßbach galt Seydlitz bei der Kavallerie als die Autorität schlechthin. Auch der Ausgang der Schlacht bei Zorndorf ging zum größten Teil auf die Leistung Seydlitz´ zurück, der mit seiner Reiterei das Blatt nochmals wenden konnte, obwohl die preußische Infanterie schon zwei Mal geschlagen worden war. Während des Krieges wurde Seydlitz mehrmals verwundet. Von der Verwundung des Jahres 1759 in der Schlacht von Kunersdorf sollte er sich aber nie wieder ganz erholen. Eine Kartetschenkugel traf während einer Attacke seine rechte Hand und zertrümmerte den Degenkorb, was zu einer Wunde mit vielen Knochen- und Metallsplittern führte. Nach der Operation erkrankte Seydlitz an Wundstarrkrampf. Hinzu kamen noch ein Schlaganfall, der zeitweilig zu Lähmungen und teilweisen Sprachausfall führte. In Schüben verbesserte und verschlechterte sich sein Gesundheitszustand abwechselnd. Erst 1761 konnte er sich zum Dienst zurückmelden. Nach dem Krieg bildete der König Kavallerieinspektionen, deren Größte, die Schlesische, von Seydlitz übertragen wurde. Er war nun für die Ausbildung des größten Teils der preußischen Kavallerie verantwortlich und fungierte darüber hinaus als Vorbild für alle anderen Inspektionen. Im Alter von 46 Jahren beförderte Friedrich seinen Reiterführer 1767 zum General der Kavallerie, den höchsten Rang, den man im Frieden erreichen konnte.
Schon früh hatte Seydlitz sich die Syphilis zugezogen, die dazu führte, dass seine Wunden immer schlechter verheilten und die ihn auch zunehmend verunstaltete. Schließlich kam noch ein weiterer Schlaganfall hinzu. Mit erst 53 Jahren verstarb Friedrich Wilhelm von Seydlitz am 8. November 1773 in Ohlau.