Karl Abraham Freiherr von Zedlitz
4.1.1731 in Schwarzwaldau bei Landshut
18.3.1793 in Kapsdorf bei Schweidnitz
1770 bis 1789 Staatsminister
Karl Abraham Zedlitz wird am 4.1.1731 in Schwarzwaldau bei Landeshut geboren. Er besucht die Ritterakademie in Brandenburg/Havel und das Carolinum in Braunschweig, eine Art akademisches Gymnasium unter dem Abt Jerusalem. Hier wird Zedlitz bereits mit dem frühen Geist der Aufklärung bekannt. Er studiert dann an der Halleschen Universität Rechts- und Staatswissenschaften und Philosophie. 1755 beginnt Zedlitz als Referendar beim Kammergericht Berlin, steigt zum Oberamtsregierungsrat in Breslau und schließlich zum Präsidenten der Oberamtsregierung in Brieg auf. 1770 wird er zum Wirklichen Geheimen Etats- und Justizminister ernannt. Bald darauf übernimmt er noch das Criminaldepartment und die Leitung der Kirchen- und Unterrichtsangelegenheiten. Verdienste erwirbt er sich vor allem im Schulwesen. Er baut das Schulsystem der Volks- und Bürgerschulen und Gymnasien aus. In der Bürgerschule, eine Art Mittelschule, zu der auch Mädchen Zutritt haben, sollen zusätzlich zu den Fächern der Volksschulen, Geschichte, Erdkunde, Messkunst, Zeichnen, Naturkunde, Deutsch und Gewerbekunde angeboten werden. Im gymnasialen Bereich legt Zedlitz großen Wert auf die Altsprachen aber auch auf deutsche Sprache und Literatur. Er hält nicht viel von Motivation durch Ehrgeiz und Strafen, sondern viel mehr von moralischen Antrieben wie Ehrgefühl, Streben nach sittlicher Vervollkommnung etc. An den höheren Schulen führt er die Anrede „Sie“ ein. Er bemüht sich um eine bessere Ausbildung der Lehrer (auf Anweisung Friedrichs II. mussten in den Volksschulen zunächst vor allem Kriegsinvaliden eingesetzt werden, um deren Versorgung zu sichern) und eine Entschlackung der Lehrinhalte an den Universitäten. Unter seiner Obhut entsteht in Halle gleichrangig neben dem theologischen das philologische Seminar unter Friedrich August Wolf. Es wird das Vorbild für ähnliche Einrichtungen an allen deutschen Universitäten. Mit der Gründung des Oberschulcollegiums 1787 schafft Zedlitz ein Aufsichtsgremium für alle Bildungsangelegenheiten, das Kontinuität in der Schulpolitik durch kollegiale Entscheidungen gewährleisten soll. Zedlitz ist es auch, der den Boden für das Abiturexamen bereitet. Das betreffende Edict trägt allerdings bereits die Unterschrift seines Nachfolgers Wöllner, der wieder die ministerielle Einzelentscheidung einführt und auch sonst manche fortschrittlichen Maßnahmen zurückschraubt.
Nachdem Zedlitz zwei Jahre nach dem Tod Friedrichs des Großen im Sommer 1788 das Kirchendepartment abgegeben hat, scheidet er am 3.12.1789 ganz aus dem Staatsdienst. Er zieht sich auf seine Besitzungen in Schlesien zurück und stirbt dort am 18.3.1793 auf seinem Gut Kapsdorf bei Schweidnitz nach mehreren Schlaganfällen.
Zedlitz, dem König in seinem aufklärerischem Ansatz durchaus geistig verwandt, macht sich vor allem mit tiefgreifenden Reformen im Schulwesen verdient, aber auch, im Unterschied zu seinem Dienstherrn, mit der Förderung des deutschen Geisteslebens. Das zeigt sich beispielhaft in Zedlitz’ Bemühungen dem Königsberger Philosophen Immanuel Kant eine Öffentlichkeit und ein Amt zu verschaffen. Auf Zedlitz’ Initiative wird Kant vom König, der den Philosophen ansonsten ignoriert, endlich 1770 zum Professor für Logik und Metaphysik berufen. Kant bedankt sich mit einer Zueignung seiner „Kritik der reinen Vernunft“ an Zedlitz in der er schreibt: “Den Wachsthum der Wissenschaften an seinem Theile zu befördern, heißt, an Ew. Excellenz eigenem Interesse zu arbeiten; denn dieses ist mit jenen, nicht blos durch den erhabenen Posten eines Beschützers, sondern durch das viel vertrautere eines Liebhabers und erleuchteten Kenners innig verbunden.“